Erneut musste meine Wenigkeit feststellen, dass sich die Welt wohl manchmal recht schnell und essentiell verändert, Potzblitz. Einst trugen alle Männer schnafte Hüte, als sie morgens zur Arbeit gingen - heute ist das anders, wie ich beim Hinaussehen aus dem Fenster erkannte. Alle Damen trugen Röcke und dienten ihren Männern - auch das ist heute oft anders. Nun fragen Sie sich sicher, hochgeehrte(r) Dame/Herr, was der nette Herr Doktor Drechsler eigentlich sagen möchte. Hat er vergessen, seine Pillen einzunehmen und sinniert nun in tiefster Verwirrung? Muss der Inhalt seines Urinsammelbehälters einmal wieder abgegossen werden, was den Herrn Doktor bekanntermassen des öfteren in Rage bringt?
Nein, hochgeehrte Damen und Herren. Ich bin - wie eigentlich auch sonst immer - bei vollem Bewusstsein und denke gerade über den nachfolgenden Zeitungsartikel nach.
Sozialexperiment: Heirat beim ersten Blickkontakt
Eine sehr gute Idee hatten die Herren aus Dänemark, Potztausend! Wozu sollte man den Ehepartner vor der Heirat sehen? Das ist doch nur unnötige Zeitverschwendung, denn schliesslich suchen ja ohnehin die Väter der Heiratswilligen den Vermählungspartner für das ihrige Kind aus. Einzig und allein die Qualität der zur Heirat angebotenen Ware ist wichtig!
Anmerkung: Natürlich gibt es noch weitere Qualitäten, auf die es zu achten gilt.
Die spätere Ehegattin muss sein/können:
- zeugungsfähig (insbesondere muss auf gebärfreudige Hüften geachtet werden)
- einigermassen ansehnlich (nicht zu ansehnlich)
- zufriedenstellend putzen, kochen, waschen und bügeln
Der spätere Ehegatte muss sein/können:
- zeugungsfähig (falls zu potent, kann das Geschlechtsteil häufiger in eiskaltes Wasser getaucht werden)
- kein Weichei (schliesslich muss das Eheweib bisweilen gezüchtigt werden)
- lesen, schreiben und rechnen (in der heutigen Zeit oft keine Selbstverständlichkeit mehr; siehe Sonder- und Waldorfschüler)
Dass diese löbliche Sache allerdings als Fernsehsendung verkauft werden soll, ist mir doch ein Dorn im Auge, Sackerlot! Ob die Burschen und Maiden tatsächlich über die von mir beschriebenen Qualitäten verfügen, ist mehr als fraglich. Mussten diese doch extra einen Fernsehsender um Rat fragen, um endlich einen heiratswilligen Partner zu finden! Die Idee einer Heirat ohne vorherige Blickkontakte ist gut - die Umsetzung hingegen wohl eher schlecht. (Aus langjähriger Erfahrung mit unchristlichen Privatfernsehsendern kann man wohl auch in diesem Falle erwarten, dass auf christliche Werte beim Satellit.1 nicht sonderlich viel Wert gelegt wurde/wird.) Schade, da solch eine Heirat eigentlich eine hervorragende Idee ist!
Auch an den Fragen, die sich den Zuschauern wohl stellen sollen, bemerkt man, dass es sich hierbei wohl nur um eine weitestgehend unlöbliche Fernsehsendung handelt. Normalerweise würden die interessantesten Fragen für ein christliches Fernsehpublikum folgendermassen aussehen:Die interessantesten Fragen bleiben offen und werden wohl erst während der Sendung geklärt, die ab Winter ausgestrahlt werden soll: Was sagen die Freunde und Familien der Paare dazu? Wie schwierig ist es, für eine solche Hochzeit einen Trauzeugen zu finden? Und was passierte wohl in der Hochzeitsnacht?
- Wie hoch war die Mitgift?
- Wie oft wurde das Weib innerhalb der verstrichenen Zeit schon gezüchtigt?
- Kann das Weib besser kochen als gedacht?
- Geht das frischverheiratete Paar denn auch jeden Sonntag in die Kirche?
Dr. Waldemar Drechsler
