Darwinistischer Dummsinn am Sonntagnachmittag

[Baron Jesus-Maria von Friedel]

Sonntagnachmittag, Seniorenbegegnungsstätte „Wilhelmine Lübke“. Kaffeezeit. Einträchtig sitze ich charmanter Gesellschaft Damen Borsemann, Hagenkötter und von Priesnitz (allesamt verwitwet) bei einer schönen Partie „Skräppel“. Plötzlich erhebt sich der alte Grieneisen, welcher mich schon eine ganze Weile mit zu zornigen Schlitzen zusammengezogenen Augen fixierte. Mit mühsamen, schwankenden Schritten (Krampfadern) nähert er sich. Noch bin ich nicht auf der Hut; doch immerhin bereits gewarnt. Was mag der alte Miesepeter im Schilde führen?

Endlich hat der senile Unhold unseren Tisch erreicht. „Friedel“, raunt er, „Sie gebärden sich hier wie ein Alphamännchen. Das geht mir gegen den Strich, Sapperlot!“ „Soso“, antworte ich, aber nichts weiter. Vielmehr fixiere ich ihn ebenfalls aus zusammengekniffenen Augen. Alle Galle, alles Gift lege ich in meinen festen, unnachgiebigen Blick. Die Damen beobachten uns in gespanntem Schweigen. Langsam bekommt Memme Grieneisen es mit der Angst. Erwartungsgemäß. Endlich kann er meinem Blicke nicht mehr standhalten und senkt den Seinen. Auf diesen Moment habe ich gewartet. Der Titan-Griff meines Gehstockes schnellt just in diesem Moment in seine Leistengegend. Er soll sehen, welche Strafe ihm sein Betragen einträgt.

Sein schmerzvoller Aufschrei überrascht mich wenig. „Da sehen Sie“, brülle ich, „was Sie davon haben, mich herauszufordern, Potztausend!“, während Grieneisen sich – noch gekrümmter als sonst – wieder in seine Ecke trollt. Den Rest des Nachmittages wird er sich angstvoll wimmernd in seinem Sessel verkriechen.

„Das hat er nun von seinen Darwinistischen Irrlehren“, merke ich an, während ich souverän das Wort „Kreationismus“ aufs Spielbrett lege. Wieder einmal gewonnen. Die Witwenschwaar kichert bewundernd. So hat jeder wieder den Platz inne, den ihm der Herr zugedacht hat.

Wie schön.

[Friedrich Möbius]

Werter Herr Baron,

eine wirklich hochinteressante Geschichte, die Sie mit uns teilen. Anhänger des ketzerischen Darwinismus schreien ob ihrer kruden, verqueren Weltansicht ja geradezu nach einem ordentlichen Hieb in die Leistengegend, lal.

Biologiebücher verbrennend,
Friedrich Möbius

[Franz-Joseph von Schnabel]

Werter Herr Baron,
ich hoffe Ihr wertvoller Gehstock nahm keinen ernstlichen Schaden.
Jenes unredliche Darwinistenpack soll ja bisweilen mit völkerrechtswidrigen Defensivwaffen, wie Inkontinenzschutz oder Suspensorium ausgestattet sein.
Besorgt,
Schnabel

[Baron Jesus-Maria von Friedel]

Werte Herren,

ich danke redlichst für Ihre Anteilnahme und darf vermelden: sowohl ich, als auch mein treuer Gehstock sind redlichst wohlauf.
Ist es nicht eine Schande, dass man sich selbst in unseren aufgeklärten Zeiten noch immer vereinzelt mit Anhängern von solch kruden Irrlehren herumzuschlagen hat?
Und dies, obschon schon die banalsten Kredos dieser Agnostiker einer ernsthaften Prüfung nicht standhalten.
Wer sich beispielsweise die Bewohner Dunkeldeutschlands besieht, der erkennt die Theorie der sogenannten "Evolution" aufs Eindrucksvollste als widerlegt, Potztausend!

Ihr
Baron von Friedel

[Franz-Joseph von Schnabel]

Werter Herr Baron,
in der Tat. Die kruden Theorien jener Phantasten besagen schließlich, durch jene ominöse „Evolution“ träte von Generation zu Generation Verbesserungen im sogenannten „Genpfuhl“ auf.
Jeder klar blickende Mensch weiß, daß exakt das Gegentum der Fall ist. Sie selbst, geschätzter Herr Baron, wissen noch, welche töften tapferen Kerls, in der Vergangenheit auf Europas Schlachtfeldern glorreich Blut und Leben für Kaiser, Gott und Vaterland gaben!
Dagegen die heutige Generation der Jugend von stier glotzenden Kleberkindern! Mit diesem degenerierten Pack ist ein Krieg nicht einmal ehrenvoll zu verlieren!
Die alte Ordensspange polierend,
Schnabel

[Zileans Uhr]

Werte Herren,
anzumerken ist, dass wir momentan keinen echten Krieg haben. Abgesehen davon hat Deutschland in beiden Kriegen verloren. (Den 30 jährigen Krieg erst gar nicht zu erwähnen)

Die Augenbraue hebend,
Zilean