Ausdrücklich 'Bio'-Nahrung für einen guten Gläubigen ?

[Josef Nilats]

Liebe Gemeinde,

Vor kurzem habe ich angefangen, mir Gedanken über die Nahrung eines guten Gläubigen zu machen.
Mir ist dabei in den Sinn gekommen, dass man bei der Nahrung auch auf die genauere Art der Herstellung achten sollte.
Darf ein guter Gläubiger überhaupt Nahrung zu sich nehmen, welche nicht von biologischem Anbau stammt?
Das Problem für mich besteht darin, dass bei der Herstellung von Nicht-Bio-Produkten chemische Stoffe verwendet werden, welche von Menschenhand gefertigt und durch „naturwissenschaftliches Wissen“ nur dazu dienen, die Erde, welche uns Gott anvertraut hat, im wirtschaftlichen Sinne auszubeuten.
Die Pflanzen, die Gott geschaffen hat, sind perfekte Schöpfungen. Dürfen dann Menschen, welche nicht fehlerfrei handeln, Gottes Schöpfungen mit selbsterstellten Substanzen in Kontakt bringen, nur um sein eigenes Wohl zu verbessern?

Das 'Bio'-Kennzeichen auf den Verpackungen soll uns darauf hinweisen, dass diese Nahrung so produziert wurde, wie sie Gott bestimmt hat, ohne das der Mensch Einfluss auf das Wachstum genommen hat.
Sind Sie der gleichen Meinung, oder liege ich bei meinen Annahmen falsch?
Bitte schreiben Sie mir, was Sie davon halten.

Mit herzlichen Grüßen,
Josef

[Martin Berger]

Herr Nilats,

ein guter Christ bekommt vom HERRn alles, was er zum Leben braucht. Haben Sie etwa keinen Garten? Haben Sie keine Obstbäume und Sträucher? Man könnte sich auch das Brot selber backen, wobei man sich das beim löblichen Bäcker kaufen kann. Der Bäcker unseres Dorfes mahlt sein Getreide noch selbst, weswegen da kein unnötiges Stück Chemie rein kommt.

Es gilt außerdem, Bio-Nahrung von "Bio-Nahrung" zu unterscheiden. Echte Bio-Nahrung bekommt man von jedem redlichen Bauer. Aber "Bio-Nahrung" ist ein Industrieprodukt, das nur vorgeblich "bio" ist. Tatsächlich ist es so, daß sich die falsche "Bio-Nahrung" von anderen Chemie-Produkten kaum unterscheidet. Zudem ist es reine Geldmacherei, die selbstverständlich höchst unredlich ist. Während man bei den löblichen Bauern Obst und Gemüse zu vernünftigen Preisen bekommt, verlangt man im unredlichen "Bio-Laden" mindestens den drei- bis fünffachen Preis, obwohl die Qualität kein Stück besser ist.

Aufklärend,
Martin Berger

[Heinrich Brucht]

Herr Nilats,

den Ausführungen des Herrn Berger ist nur noch hinzuzufügen,
daß Sie sofort einen Garten pachten sollen um im Frühjahr mit
den Arbeiten zu beginnen.

Säen Sie, pflegen sie die Kulturen, ernten Sie und danach können wir
darüber reden, wie sie Gottes Aufmerksamkeit verspürt haben.

Erste Frühlingsboten erahnend
Heinrich Brucht

[Sören Korschio]

Grüß Gott Herr Nilats!

Bio-Fanatiker sind gewöhnlich ungepflegte Hanfgiftraucher, die lieber von einer besseren Welt träumen, als sich dafür einzusetzen, wie wir Christen. Ich zum Beispiel konsumiere nur Eier aus Legebatterien, denn sie sind billiger und schmecken besser. Ebenso halte ich es mit den Bananen. Was interessiert es mich, ob mit dem Bananenbauer gerecht gehandelt wurde, solange ich eine Frucht Gottes bekomme? Ob der gierige Bananenanbauer mehr Geld bezahlt bekommt oder weniger ändert nichts daran, dass diese Banane eine Schöpfung des HERRn ist, die ich genießen kann.

Vorbildlich,
Sören Korschio

[Heinrich Brucht]

Sehr geehrter Herr Korschio,

es ist sicher nichts dagegen einzuwenden, wenn Sie Bananen essen, die von einem
Bauern stammen, der die Pflanzung, Pflege und Ernte in Handarbeit durchführen lässt.
Sind es doch wohlerzogene junge Herren und Damen, die da unter wolkenlosem Himmel
im Angesicht Gottes ihr Werk tun.

Wenn Sie aber die Silbe "Bio" mit fanatischen ungepflegten Hanfgiftrauchern und ähnlichen
verstädterten Balkonblumengärtnern in Verbindung bringen, so ist dies nicht ganz
wissenschaftlich.

Sie assoziieren sicher, daß die Hanfplantagenarbeiter oft bärtig und ungepflegt
daherkommen und daß viele Hanfkonsumenten ähnlich auschaun.

Obwohl anzunehmen ist, daß Hanf vorwiegend biologisch angebaut wird,
ergibt sich daraus nicht zwingend, daß alle Liebhaber biologischer Kost
anzuschauen sind, wie ein sabberbärtiger dürrer Ethiklehrer einer städtischen
Grundschule.

Ich selbst baue seit vielen Jahren Obst und Gemüse biologisch an und ernähre
mich ausschließlich davon. Dennoch rasiere ich mich täglich und ich arrangiere alles,
damit mein Körper und mein Tun Gott jeden Tag gefällt.

Sich selbst liebend
Ihr Heinrich Brucht

[Martin Berger]

Herr Brucht,

Sie sollten die Ausführungen des werten Herrn Korschio ein weiteres Mal lesen. Wenn Sie damit fertig sind, wiederholen Sie den Vorgang mehrmals. Ist es im Bereich der Möglichkeit, daß Sie zwar jahrelang in die Schule gingen, jedoch kaum oder zumindest nicht sinnerfassend lesen können? Sapperlot, sind Sie ein funktionaler Analphabet, der bei jedem Satz, der mehr als fünf Wörter enthält, hilflos überfordert ist?

Verwundert fragend,
Martin Berger

[Konrad Bergheim]

Werter Herr Korschio,

Sind Sie sicher, dass ich bedenkenlos die Bananen aus Südamerika essen kann? Die Banane selbst ist zwar eine Frucht Gottes, aber daran verdienen höchst unredliche Gestalten. Diese Plantagenbesitzer in Südamerika sind meistens Hanfgiftspritzer, und sie verteilen Koka-Blätter an ihre geschundenen Arbeiter. Zudem beten sie zu aztekischen Götzen und zwingen die Frauen ihrer Arbeiter, als Tempelhuren zu arbeiten. Und sie arbeiten nicht selbst für ihr Geld, aber heißt es doch:

Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen

und damit ist bestimmt nicht der Schweiß gemeint, der den Lumpen beim Sonnen im Liegestuhl von der unredlichen Stirn fließt.

Der Gattin beim Apfelschälen zusehend,
Konrad Bergheim

[Martin Berger]

Ebenso halte ich es mit den Bananen. Was interessiert es mich, ob mit dem Bananenbauer gerecht gehandelt wurde, solange ich eine Frucht Gottes bekomme? Ob der gierige Bananenanbauer mehr Geld bezahlt bekommt oder weniger ändert nichts daran, dass diese Banane eine Schöpfung des HERRn ist, die ich genießen kann.

Werter Herr Korschio,

von Bananen, die nicht in Deutschland angebaut wurden, ist abzuraten, wenn Sie nicht erkranken wollen. Denn in vielen Bananen exportierenden Ländern, hier seien beispielsweise Ecuador, Costa Rica, Kolumbien und Honduras genannt, dürfen (hierzulande verbotene) Gifte eingesetzt werden, um Schädlinge abzuhalten. Dieses Gift ist artverwandt mit dem Giftgas, das bereits im ersten Weltkrieg eingesetzt wurde; vermutlich sind es verdünnte Restbestände aus der Kriegszeit. Um kein Risiko einzugehen, sollten Sie, ebenso wie ich, auf importierte Bananen und andere exotische Früchte verzichten.

Den Erdboden rund um mein bescheidenes Heim hat der HERR offensichtlich ausgiebig gesegnet, denn mir gelang auch schon der Anbau von Kiwi, Ananas, Datteln, Nashi, Orangen und Zitronen. An Bananen wagte ich mich bisher noch nicht, aber ich werde es in diesem Jahr versuchen. Sollte mein grüner Daumen, zusammen mit der unerschöpflichen Kraft des HERRn, auch diesmal wieder zuschlagen, werde ich Ihnen gerne ein paar Steigen Bananen schicken, die garantiert aus höchst löblichem Anbau stammen.

Auf eine gute Ernte hoffend,
Martin Berger

[Franz-Joseph von Schnabel]

Hochgeschätzter Herr Berger,
haben jene Bananen hierdurch nicht sogar einen doppelten Nutzen? Den, durch die löbliche Schale geschützten Inhalt, kann ich an die keusche Familie als Nachspeise verteilen, die rudimentär kontaminierte Schale eignet sich vorzüglich zur Abwehr unlöblicher Besucher.
Wie Sie bereits schrieben, haben sich die Wirkstoffe dort, in mehreren Weltkriegen hervorragend für diesen Einsatz bewährt.
Das Haus durch dezent ausgestreute Apfelsinenschalen vor Gesindel bewahrend,
Schnabel

[Martin Berger]

Werter Herr von Schnabel,

ich fürchte, daß das Gift auch die Schale der Früchte durchdringt. Doch das wäre nicht einmal nötig, denn die Bäume, Sträucher und Stauden werden ja schon beim Anpflanzen mit Gift besprüht. Das endet erst, wenn keine Früchte mehr wachsen und der Baum bzw. die Staude entsorgt wird. Das Gift befindet sich also zu jeder Zeit in der Frucht und auf der Frucht.

Anmerkend,
Martin Berger