Beitragvon Martin Berger » Mi 22. Aug 2012, 19:27
Werte Herren,
ich bin Ihnen noch die Erzählung von unserem letzten Tag auf den Färöer-Inseln schuldig. Diese möchte ich Ihnen natürlich nicht vorenthalten.
Unser letzter Tag auf den Inseln begann bereits um 5 Uhr früh, denn, wie schon die Tage zuvor, nutzten immer noch ein paar Ungetaufte die letzte Möglichkeit, das heilige Sakrament der Taufe zu empfangen. Schätzungen zufolge gibt es nur noch 3 bis 8 ungetaufte Färinger, weshalb man unsere Missionsreise nur als vollen Erfolg werten kann.
Da ich, bescheiden wie ich bin, die Königswürde wieder abgeben wollte, krönte ich, sozusagen als letzte Amtshandlung, einen neuen König. Es besteht kein Zweifel, daß König Markus I das Werk, welches wir begonnen haben, in redlicher Art und Weise fortführen wird. Er beeindruckte uns schon am zweiten Tag seiner Bekehrung, als er fehlerfrei das gesamte Markusevangelium predigte. Auswendig! Wer, wenn nicht er, hätte mein Nachfolger werden sollen? Die Krönungszeremonie fiel, ebenso wie das Abschiedsfest, sehr bescheiden aus, da wir natürlich die Völlerei, welche eine Todsünde ist, nicht unterstützen wollten.
Schließlich kam dann der Zeitpunkt des Abschieds. Beinahe hätten die Färinger ihre Inseln selbst versenkt, weinten sie doch unaufhörlich, als der werte Herr Bischof von Schnabel und meine Wenigkeit aufs Boot gingen. Zigtausende Färinger standen knöcheltief in Tränenflüssigkeit und auch wir kamen um die eine oder andere Träne nicht herum. Man wollte schließlich auch das Tau nicht losmachen, weswegen wir noch einmal an Land gingen, um uns ein weiteres Mal zu verabschieden. Wir signierten noch unzählige Bibeln und schüttelten Tausende Hände, aber trotzdem wollte man uns nicht gehen lassen. Erst als wir ihnen hoch und heilig versprachen, daß wir sie sicherlich wieder besuchen werden, wandelte sich die Traurigkeit in Freude.
Zum Abschied sangen die Färinger ihr nunmehriges Lieblingslied "Großer Gott wir loben dich", welches wir auch noch hörten, als wir bereits 2-3 Seemeilen von der Küste entfernt waren.
Unser Ziel ist nun die Insel, auf der wir Kapitän Bunke vorübergehend ausgesetzt haben.
Am Ausguck nach der Insel Ausschau haltend,
Martin Berger