Werte Herren!
Meinungen sind frei - zensieren kann man nur ihre Äußerung, was aber nur darauf hinausliefe, Leute mit falschen Meinungen, die diese auch nicht ändern, zur Verlogenheit zu verpflichten.
Es gilt lediglich, Meinungen aller Art richtig einzuordnen, indem man ihre Bedeutungslosigkeit gegenüber der unser Leben bestimmenden Wahrheit erkennt. Es gilt, wenn man sich im Dialog gemeinsam der Wahrheit nähern will, nicht die hierfür nutzlose Form der Diskussion zu wählen, in welcher Meinungen und Gründe, Meinungen anzunehmen, gesammelt werden, sondern einen Diskurs, zu welchem jeder beiträgt, was ihm an Wahrheit geschenkt worden ist, und im Zuge dessen dazwischengeratenes wertloses Gedankengut aussortiert wird.
Die einen sammeln Briefmarken, oftmals veraltete oder bereits gestempelte, welche ihnen dennoch als wertvoll gelten, und tauschen sie vielleicht auch aus, die anderen sammeln und tauschen Meinungen und Argumente, wieder andere essen gerne ab und zu ein Stück Schokolade. Lassen Sie sie doch, solange sie ihre Pflichten darüber nicht vernachlässigen - bedarf nicht jeder Mensch auch des seichten Vergnügens? Hauptsache, die Briefmarkensammler wissen, daß eine Blaue Mauritius nicht einmal dazu taugt, eine einfache im Inland versandte Postkarte zu frankieren und ihrem Ziel zuführen zu lassen, und die Meinungssammler wissen, daß eine jegliche falsche Meinung keinerlei Wert und Bedeutung für die Wahrheit und das Leben hat.
Es gilt, freie Meinungsäußerung zuzulassen, aber diese Freizeitbeschäftigung nicht als besonders bedeutsam hinzustellen, zu fördern oder gar zu ihr zu erziehen. In diesem Sinne ist es vielleicht ungünstig, daß Meinungsfreiheit eigens im Grundgesetz erwähnt wird, wo ja die Briefmarkensammelfreiheit auch nicht gesondert vorkommt. Diskutieren sollte auch kein wesentlicher Bestandteil des Schulunterrichts sein. Es ist Gift für die Kinder, wenn sie im Deutschunterricht ständig dialektische Erörterungen schreiben müssen, in denen aus einer These und einer Antithese eine Synthese gebildet wird, also mit anderen Worten für eine Aussage und auch für ihr Gegenteil Argumente gesammelt und in die Länge gezogen formuliert werden und dann eine Mischung aus allem zu einer überzeugenden Meinung erklärt wird. Solche traumatisierende Indoktrinierung führt zu der maßlosen Überhöhung der Meinung, die wir heute erleben. Herr Einfacher ist eines der vielen Opfer. In der Pause dagegen sollen die Kinder ruhig diskutieren, wenn sie wollen, da werden sie es schon nicht übertreiben.
Die Meinung darf der Wahrheit nicht im Wege stehen.
Eph 4,14f. (Kürzinger)
Nicht mehr unmündige Kinder wollen wir sein, geschaukelt und umhergeworfen von jedem Wind der Lehre im Trugspiel der Menschen, das voll Hinterlist ausgeht auf Täuschung und Verführung. In der Wahrheit wollen wir stehen und in Liebe alles hinwachsen lassen auf ihn, der das Haupt ist, Christus.
Mit verbindlichem Gruße
Gast