Selbstanzeige und Hilferuf!

[Athanasia Ananas]

Guten Tag, liebe Anschnurgemeinde

Ich möchte mich hiermit an den Pranger stellen und hoffe dass mir meine bisherigen Fehltreitte vergeben werden und mir hier geholfen werden kann, mein Leben in redliche Bahnen zu lenken.

Für das allgemeine Verständnis: ich stelle mich an den Pranger für wie ich geworden bin.

Ich bin 22, getintet (unredl. Tätowiert) und durchlöchert (unredl. Gepierced) habe in den letzten Jahren viele Rauschmittel konsumiert. Nun bin ich auf euer schönes Brett gestoßen und wurde hierdurch überzeugt, mein Leben in redliche Bahnen zu lenken, brauche dabei allerdings Hilfe da ich Angst habe in alte Verhaltensmuster zurück zu fallen.

Ich bin die Mutter eines 2-jährigen jungen, war nie verheiratet. Zur Weihnachtszeit bin ich mit ihm und seinem Vater mit dem ich seit 14 Monaten nicht mehr zusammen bin zu meinen Eltern gefahren. Als er von meinem gewünschten Lebenswandel hörte, wollte er sofort unredliche Dinge mit mir tun und ich ließ mich darauf ein, weil ich wusste er würde mich währenddessen züchtigen. Ich muss nun leider aufhören zu berichten, da besagter Mann nicht mitbekommen soll dass ich mir hier Hilfe suche, er ist nämlich überzeugter Atheist bzw. der Meinung, Gott sei tot.

Mit freundlichen Grüßen und Hoffnung,

Donna

[Walter Gruber senior]

Werte junge Dame,

Sie stecken in einem Dilemma: Einerseits müssen Sie den Vater Ihres Kindes heiraten, andererseits scheint dieser ein strohdummer Depp zu sein. Zwingen Sie ihn, zum Christentum zu konvertieren und Sie anschließend zu heiraten! Es ist die einzige Möglichkeit, Ihrem Kind ein Aufwachsen in geordneten Verhältnissen zu bieten.

Dies ratend,
Walter Gruber

[Martin Berger]

Dirne Ananas,

nicht wir, sondern der HERR müßte Ihnen Ihre Sünden vergeben. Doch wird dieser wohl schwer schlucken müssen, wenn ich mir Ihre (vermutlich unvollständige) Liste an Verfehlungen ansehe. Ausgeschlossen kann jetzt schon werden, daß Sie direkt in den Himmel kommen werden. Selbst wenn Sie von nun an Ihr sündiges, gottungefälliges Treiben beenden und sich fortan der Redlichkeit verschrieben, werden Sie wohl einige hundert Jahre im Fegefeuer verbringen müssen, damit Ihre verdorbene, dem Satan verweihte Seele, gereinigt werden kann.

Den ersten wichtigen Schritt, die Selbstanzeige in diesem christlichen Plauderbrett, haben Sie schon getan. Dies ist, wenngleich die Gründe dafür schlimmer kaum sein könnten, höchst erfreulich, zeigen Sie doch dadurch, daß für Sie noch Hoffnung besteht. Obwohl der Teufel Sie bereits mit seinen pelzigen Klauen umklammert, fanden Sie noch die Kraft, uns um Hilfe zu ersuchen. Wie erfreulich für Sie, daß Jesus Christus Sie offensichtlich noch nicht aufgegeben hat, gab doch er Ihnen die Kraft für diesen verzweifelten Hilferuf. Halleluja!

Dem Rat des ehrenwerten Herrn Gruber kann ich nur mit Vorbehalt zustimmen. Freilich wäre es gut und schön, wenn dieser verkommene Lump, der den HERRn haßt, ebenfalls gerettet werden könnte. Einer verspäteten Heirat stünde dann nichts mehr im Wege. Doch wenn Sie sehen, daß alle Überredungsversuche unnütz sind und er weiterhin lieber den HERRn hassen möchte, anstatt seine Gnade und Liebe zu spüren, sollten Sie sich schleunigst von diesem lossagen und Ihren Vater/Vormund darum bitten, Ihnen einen ordentlichen Mann zu suchen, der sich die Bürde auferlegt, eine Dirne mitsamt einem unehelich gezeugtem Kind aufzunehmen. Die Mitgift, das kann ich Ihnen jetzt schon sagen, wird entsprechend hoch sein. Ist Ihr Vater/Vormund kein reicher Mann, sind Sie auf Gedeih und Verderb der Güte des künftigen Schwiegervaters ausgesetzt. Sofern Sie wenigstens eine ordentliche Hausfrau sind, lassen Sie sich dies am besten vom Pfarrer bestätigen, kann die Höhe der Mitgift unter Umständen etwas gesenkt werden. Sollte es daran auch scheitern, sollten Sie Ihre diesbezüglichen Fähigkeiten deutlichst verbessern, da Sie ansonsten am Heiratsmarkt unvermittelbar sind.

Amen, ich sage Ihnen: Wenn sich kein redlicher Mann findet, der Sie zu einem ordentlichen christlichen Weib erzieht, werden Sie dereinst unvorstellbare Qualen im Schwefelsee erleiden. Also reißen Sie sich gefälligst zusammen und vergessen Sie nicht: Ihr Schicksal wird auch das Schicksal Ihres Kindes sein! Sollte Ihnen also etwas am Seelenheil des Bengels liegen, wovon auszugehen ist, hätten Sie sich doch sonst wohl kaum hier angeprangert, müssen Sie Ihr Leben in den Griff kriegen. Öffnen Sie endlich Ihr Herz für Jesus Christus, der selbst für verkommene Dirnen, wie Sie eine sind, ein Herz hat. Jubeln Sie darob, daß er, der wunderbare Schäfer, nicht nur seine braven Schäflein liebt, sondern auch die Schlimmen, die Böses tun und sich vor ihm verstecken.

Lesen Sie selbst diese töften Zeilen aus dem Lukasevangelium und erfreuen Sie sich an der Gnade des HERRn:

Welcher Mensch ist unter euch, der hundert Schafe hat und, so er der eines verliert, der nicht lasse die neunundneunzig in der Wüste und hingehe nach dem verlorenen, bis daß er's finde? Und wenn er's gefunden hat, so legt er's auf seine Achseln mit Freuden. Und wenn er heimkommt, ruft er seine Freunde und Nachbarn und spricht zu ihnen: Freuet euch mit mir; denn ich habe mein Schaf gefunden, das verloren war. Ich sage euch: Also wird auch Freude im Himmel sein über einen Sünder, der Buße tut, vor neunundneunzig Gerechten, die der Buße nicht bedürfen.

Lukas 15,4-7

Wie wunderbar! In seiner unendlichen Güte reicht der HERR auch den Dirnen, Klebstoffsüchtigen, Hundehaltern und Mörderspielspielern die Hand, sofern sie zur Umkehr bereit sind und von ihrem schändlichen Treiben ablassen. Jesus Christus, der Schäfer, wartet bereits darauf, daß all die Sünder ihre Sünden bereuen und zu seiner Herde zurückkehren. Lassen Sie ihn nicht länger warten! Vergessen Sie nicht: Viel Zeit bleibt nicht mehr, denn das Ende ist nah!

Den Weg ins Himmelreich ebnend,
Martin Berger

[Athanasia Ananas]

Werte Herren,
Ich danke Ihnen dafür, dass Sie mich in meinem Willen bestärken.
Was die Bitte an meinen Vater betrifft gibt es ein Problem - er hat mich längst aufgegeben. Ich müsste also wohl meinen Ex heiraten, welcher sich aber auf keinen Fall bekehren lässt. Ich werde dies natürlich nicht aufgeben.

Die Zeit im Fegefeuer werde ich wohl hinnehmen müssen um in den Himmel aufsteigen zu können. Ich denke aber, dass die reinigende Kraft des Fegefeuers mich so sehr überwältigen wird dass es nicht halb so schlimm ist wie mein Leben bisher.

Ich hoffe, für meinen Sohn ist es noch nicht zu spät.

[Martin Berger]

Dirne Ananas,

Sie scheinen die Sache nicht ganz verstanden zu haben. Sollte sich niemand finden, der Sie zu einem christlichen Weib erzieht, werden Sie mitnichten im Fegefeuer landen, sondern in den Schwefelsee gestoßen werden, in welchem Sie ewiglich Qualen erleiden werden.

Mein Rat an Sie: Wenden Sie sich an den Pfarrer Ihrer Gemeinde und schildern Sie ihm Ihr Problem. Da Sie momentan ohne Aufsicht und Erziehung sind, wird sich der werte Herr Pfarrer um einen geeigneten Ehemann für Sie umsehen müssen. Bis ein solcher gefunden ist, soll er sich auch um Ihre Erziehung und Züchtigung kümmern.

Es versucht zu helfen,
Martin Berger