Die Befragung (unredl. "The Interview")

[Dr. Waldemar Drechsler]

Hochgeehrte Damen und Herren!

Meine Wenigkeit ist - mit Verlaube gesagt - masslos enttäuscht vom bisher'gen Festtagsprogramm der deutschsprachigen Fernsehsender, Potzfeurio. Hetzpredigten gegen den Obersten Führer und persönlichen Freund meinerseits, Jong-Un, sind in jeder Nachrichtenausgabe die dominierende Komponente, die es einst begeisterten Zuschauern der Tagesschau oft unmöglich macht, diese weiters ohne Valiumeinnahme geniessen zu können. Statt die Amerikaner aufgrund ihres ehrverletzenden Filmes "Die Befragung" (unredl. "The Interview") medial zu de­s­a­vou­ie­ren oder zumindest neutral über die Thematik zu berichten, wird mein Kamerad im Fernsehen als ein Verbrecher, als mieser Abschaum, als ein Internetzkrimineller der übelsten Sorte denunziert, Sackerlot. Baracke Grossmutter (unredl. "Barack Oma") hingegen, der in diesem Jahre durch seine Inkompetenz fast den dritten Weltkrieg verschuldet hätte, wird als der Gute, der Gerechte, man möchte schon das Wörtlein "Messias" in den Mund nehmen, gefeiert.

Gazettenbericht über die Veröffentlichung des Filmes im Internetz
Entre nous: dieser Bericht ist dezent neutraler gestaltet als die sonstigen.



In Eile diesen Beitrag verfassend,
Dr. Waldemar Drechsler

[Herbert Schwakowiak]

Lieber Herr Doktor,

das kommt eben davon, wenn man im westlichen Teil der Welt lebt. Da gibt es die ganze Zeit amerikanische Propaganda im Fernsehen und der Osten, der eigentlich tausendmal löblicher ist, wird immer als böse dargestellt. Schlimm ist sowas. Umso schöner ist es doch, dass es jetzt auch eine deutsche Ausgabe von "Russland heute" (unredlich: Russia Today) gibt! So ein toller Sender! Wie man schon an der Startseite erkennt, wird dort endlich mal neutral berichtet! Das wäre doch auch mal ein Kanal für alle Putin-Anhänger, die kein Russisch können!

froh, dass es noch gute Sender gibt

Herbert Schwakowiak

[Angus Klappspaten]

Werte Gemeinde,
Diese Lügen gegen den allseits geliebten Kim Jong-Un nehmen kein Ende.
Es wird Zeit sich zu erheben und den Agressoren die Stirn zu bieten.
Oh, großer Jong-Un, zeig mir dwn Weg und ich folge dir!


Sich wappnend,
Angus Klappspaten

[Martin Berger]

Werter Herr Dr. Drechlser,

zweifelsfrei wird man dereinst auch Herrn Kim Jong-Un nennen, wenn von den zu Unrecht Verfolgten und Verleumdeten die Rede sein wird, deren gute Taten man nicht erwähnen wollte. Bekanntermaßen ist jener knorke Nordkoreaner den Regierenden der Unlöblichen Schurkenstaaten Amerikas (kurz: USA) ein Dorn im Auge, ebenso wie der knorke russische Präsident Putin oder der löbliche Herr Mugabe aus Rhodesien. Haßpredigten und Hetzreden gegen jene löbliche Herren führen leider dazu, daß das dümmliche Volk immer öfter die Lügen glaubt, die über sie verbreitet werden.

Wahrlich: Es werden jene knorken Christen im Himmel dafür belohnt werden, da Sie auf Erden über alle Maßen verleumdet, beschimpft und verspottet wurden:

Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen und reden allerlei Übles gegen euch, so sie daran lügen. Seid fröhlich und getrost; es wird euch im Himmel wohl belohnt werden. Denn also haben sie verfolgt die Propheten, die vor euch gewesen sind.

Matthäus 5,11-12

Aus der Heiligen Schrift zitierend,
Martin Berger

[Dr. Waldemar Drechsler]

Hochgeehrte Damen und Herren!

Ich vernahm soeben völlig entrüstet eine Münchner Reklametafel, auf welcher stolz der baldige Kinostart dieses schrecklichen Billigfilmes in Deutschland angekündigt wird. Auch die provokatorischen Organisatoren der Berlinale mit den ihren intriganten Plänen sorgen erneut für Ärger, Potzsapperdei!

Der Zorn Pjöngjangs wirkt jetzt bis nach Berlin. "Gnadenlos" werde man die Verantwortlichen bestrafen, ließ das nordkoreanische Außenministerium am Donnerstag mitteilen. Die Drohung richtet sich an die Veranstalter der Anfang Februar beginnenden Filmfestspiele von Berlin. Der Grund für den Ärger, den Kim Jong-uns Funktionäre am Donnerstag in einer Presseerklärung öffentlich machten, ist noch immer die US-Filmkomödie "The Interview". Die solle auf dem Filmfestival zu sehen sein, glaubten die Nordkoreaner.

Zuvor hatte Nordkorea sich allerdings deutlich geäußert: Der Film, der zum Terrorismus aufhetze, habe nichts mit "Freiheit der Meinung" zu tun. Im Gegenteil: Ihn zu zeigen, widerspreche "der Zielsetzung und dem Wesen des Internationalen Filmfestivals".

Ein Sprecher des nordkoreanischen Außenministeriums warf demnach den USA vor, ihre Teilnahme an dem Internationalen Filmfestival zum Vorwand zu nehmen, um den Film in ihren "Vasallenstaaten" verbreiten zu können. Die staatliche Nachrichtenagentur Nordkoreas (KCNA) forderte: "Die USA und Deutschland sollten sofort die Farce stoppen", also einen gegen Nordkorea, seine Souveränität und die "Würde seiner höchsten Führung" gerichteten Film auf dem Internationalen Festival zeigen zu wollen.

Nordkorea nannte den Film "gemein" und einen "unverhüllten terroristischen Akt und eine Kriegshandlung gegen einen souveränen Staat". Der Streifen sei eine "ernste Bedrohung des Friedens in der Region und in der Welt". Die USA würden den Film, der "Nordkoreas Armee und Volk in große Wut versetzt" habe, auf die Berlinale bringen, nachdem er international bereits zurückgewiesen worden sei. Nichtsdestotrotz ließen die USA den Film über "das Internetz öffentlich verbreiten".

Besonders enttäuscht zeigte sich Nordkorea, dass ausgerechnet Deutschland an diesem politischen Spiel mitwirke: Obwohl es einst in zwei Weltkriegen "unaussprechliches Unglück, Schmerz und Desaster über die Menschheit gebracht habe, beteilige sich das Land heute an diesem "feindseligen Akt". Die deutsche Erlaubnis zur Aufführung des Films sei eine "gefährliche Handlung, mit der es seine schändliche Geschichte wiederholen könnte".

An welche Art von Bestrafung Pjöngjangs Führung, die für ihre aggressiven Töne und propagandistisches Säbelrasseln berüchtigt ist, bei ihren Drohungen dachte, ist der Pressemitteilung im Übrigen nicht zu entnehmen. Das wollte sich die Führung Nordkoreas wohl noch offenlassen. Ist schließlich auch viel spannender.

Quelle: http://www.welt.de/politik/ausland/arti ... afung.html

Hochgeehrter Herr Berger!

Für den Obersten Führer mag diese rosige Zukunftsaussicht wohl ein Trost sein, allerdings kennen Sie bestimmt auch das seine sensible Gemüt, nicht wahr? Bisweilen, so liess er mich wissen, leide er der westlichen Lügenpresse wegen unter Schlafproblemen, hätte in ein'gen Nächten sogar Heulkrämpfe zu ertragen und seit Beginn der Streitigkeiten mit den VSA bezüglich des Filmes zehn Kilogramm abgenommen.

Für den stark untergewichtigen Führer betend, sodass sich dieser bald wieder erhole,
Dr. Waldemar Drechsler