Ich ersuche Sie heute in einer... recht fragwürdigen Angelegenheit.
Nun, wo soll Ich beginnen, nun, Ich weiß es, ja, ja, ja, bin doch nicht dumm.
Als Ich neulich mit dem Bub Bruno große, wasserfüllende, wassergefüllte Eiseneimer über den Hof schleppte, da rief der Bub Bruno plötzlich: „Sieh da, sieh da, ein Wanderzirkus hält Einzug.“. Daraufhin warf er seinen Eimer hinfort, stürmte los, nur die Zirkusmenschen im Blick, die soeben die rostigen, steinernen Pfortensäulen des alten Eichengittertores passierten, stürzte über einen Reifen, und fiel in den Mist.
Was Ich begriff, seit jener Wanderzirkus bei uns im Internat lagert, mag vielleicht für einige Ohren seltsam, gar eigenartig oder witzig klingen, doch bin Ich an einem Punkt in meinem Leben angelangt (im Dezember werde Ich 10), an dem Ich mich frage, ob ein Bub, der dem höheren Dienst im Namen Gottes anstrebt (sei es die löbliche Inquisition, oder gar ein Platz eines Geistlichen im Vatikan), nicht endlich einmal den Mut zur Erfahrung aufbringen sollte.
Erfahrung, ja, ein witziges Wort, witzig, witzig. In den letzten Tagen führte Ich viele lustige Gespräche mit den Klauns, Nasenbartfrauen, Tiegerreitern, Schwertschluckern, Witzbolden, Hermaphroditen und all den anderen witzigen Kreaturen, die unsere Gesellschaft mit Schmach und herzhaftem Lachen beglückt. Die meisten dieser Gespräche handelten von Lausbubenstuß und Rattenjägerfängergeschichten, die stets auf die selbe Anekdote hinausliefen, doch jene, bei denen es nicht um eben dieses genannte gag, handelten von den Zirkusmenschen selbst, Ihren Erfahrungen, Ihren Glauben zu Gott, und dem Leben auf der Straße, zwischen Rädern, Brot und Wegelagerern.
Meine Herren, bald werde Ich zehn ganze Jährchen zählen, und Ich frage mich ernsthaft, ob Ich mich wohl für begrenzte Zeit den lustigen Wanderartisten anschließen sollte.
Sechs Monde sollten wohl eine Frist sein, mit der Ich mich für's erste anfreunden möge, ei, ei, ei.
Lustig, lustig, werde ein Zirkusmensch, ja, ja, ja.
Ich brachte es bisher noch nicht über mich, mit jemand anderem, als dem Wanderzirkusdirektor Regdel über meine potenziellen Pläne zu sprechen.
Der gute Mann steht dem ganzen wohlwollend gegenüber. Würde mich täglich obligatorisch züchtigen, und sich gar die Zeit nehmen, mir die Bibel und den Glauben an den HERRn immer näher zu bringen, ei, ei, ei, Lümmellei, der Herr Wanderzirkusdirektor Regdel war einmal ein Theologiestudent, Hurra, Hurra, bin ein Bengel, der gern Käse isst.
Tatsache bleibt, daß die Herren und Damen Zirkusmenschen bereits in zwei Tagen weiterzuziehen gedenken. Wenn Ich mich entscheiden würde, mich Ihnen auf begrenzte Zeit anzuschließen, wäre Ich der Witzerzähler Rüdiger, Hurra. Würde redliche Witze aus dem Arche-Faden für redlich Scherze erzählen, Hurra, würde Flußtänze tanzen, lustig, lustig durch die Wälder tanzen, ja, ja, ja und nein, nein, nein, düddeldei, ei, ei, ei. Hurra.
Nach jenen sechs Monaten brächten mich die Zirkusmenschen zurück vor die Tore des Internats, wo Ich meinen Alltag, wie stets, doch um eines erfahrener und reifer, wieder aufnehmen werde, ei.
Nun frage Ich Sie, wie die redlichen Männer dieses ebenso redlichem Pladerbrettes über diese, meine Idee zu denken gedenken.
redliche Zirkusmenschen:
![Bild](http://www.club-zooma.de/images/303.jpg)
Die Toiletten putzend,
Rotzbengel Rüdiger