Keusche Kleidung

[Emma]

Der Bauer, bei dem ich arbeite hat ihn nur umgedreht die Näte oben und an den Seiten etwas aufgetrennt und mir über den Kopf gestellt. Das ist noch bis zum 15.8. Meine Strafkleidung.

[Gunilla von Hintenrain]

Bester Herr Berger,

Ihre Vermutungen zu meiner Profession gehen fehl. Ich bin in der Unternehmensberatung tätig.

Die Geschäfts-Verkleidung (unredl. Business-Kostüm) für den morgigen Tag bereitlegend

GvH

[Franz-Joseph von Schnabel]

Fräulein v. H.

Sie arbeiten also für einen Begleitschutz-Dienst (unredlich Escort Service)?

Die Platinkarte putzend,
Schnabel

[Gunilla von Hintenrain]

Solventer Herr Schnabel,

mein aktuelles Stundenhonorar beträgt 35345,16 Europa. Das mag auf den ersten Blick hoch erscheinen, aber bedenken Sie: dafür wird sowohl Ihr persönliches Bild (unredl. Image), als auch das Ihres Unternehmens nicht nur in Ihrem Dorf/Kreis/Land einen extremen Aufschwung nehmen, sondern auch auf der gesamten Weltscheibe "durch die Decke gehen", wie man seit einiger Zeit so anschaulich zu sagen pflegt. Ich kann Ihnen also durch meine Leistungen zu großer persönlicher Macht und ungeheurem Reichtum verhelfen. Überlegen Sie es sich.

Die Kontoauszüge inspizierend
GvH

[Franz-Joseph von Schnabel]

Wertes Fräulein,

der noch amtierende Kanzler Scholz soll dem Vernehmen nach, ein "Fachkräfteeinwanderungsgesetz" planen.

Man munkelt, versierte Fachkräfte aus Thailand, böten professionelle Dienstleistungen bereits ab ca. dreißig Europa an.

Auf Marktmechanismen hinweisend,
Schnabel

[Martin Berger]

Der Bauer, bei dem ich arbeite hat ihn nur umgedreht die Näte oben und an den Seiten etwas aufgetrennt und mir über den Kopf gestellt. Das ist noch bis zum 15.8. Meine Strafkleidung.

Fräulein Emma,

warum nur bis zum 15. August? Als Zeichen des guten Willens und auch damit der gute Mann sieht, daß Sie einsichtig sind, sollten Sie ihn um eine Verlängerung dieser Maßnahme bitten.

...mein aktuelles Stundenhonorar beträgt 35345,16 Europa.

Weib Gunila,

man will sich wohl kaum ausdenken, was Sie für 35.345,16 Europa machen würden, so es denn stümme. Allerdings hege ich den Verdacht, daß Sie uns hier belügen, da Sie vermutlich noch nicht einmal eine Gesamtlebensleistung erbracht haben, welche auch nur annähernd 35.345,16 Europa wert wäre.

Gedanklich das Komma um mindestens zwei Stellen nach links verschiebend,
Martin Berger

[Walter Gruber senior]

Werte Mitglieder,

nach einigen Wochen freut es mich, dass das Fräulein Emma sich offenbar sehr positiv entwickelt. Jedoch betrübt es mich, hier auch große Missstände (groteske Lügen, Hurerei, Unternehmensberatung) erwähnt zu finden. Möge Christus noch zu unseren Lebzeiten wiederkehren, um all dies mit strengen Strafen zu belegen!

Der Menschensohn wird mit seinen Engeln in der Hoheit seines Vaters kommen und jedem Menschen vergelten, wie es seine Taten verdienen.

(Matthäus 6,27)

Gezeichnet
Gruber Walter

[Emma]

Sehr geehrter Herr Berger,
Heute ist mein letzter Arbeitstag, weil ich morgen zur Schule gehen muss. Nach zwei Wochen im Schweinestall darf ich heute baden und morgen, zusammen mit meiner Schwester, in geziemender Kleidung zur Schule gehen.

[Martin Berger]

Weib Emma,

haben Sie im Saustall Ihre Manieren vergessen oder gar komplett verlernt? Üblicherweise beginnt man mit einem Gruß, dann kommt der eigentlich Beitrag und zum Schluß verabschiedet man sich.

Fraglich ist auch, warum Sie zur Schule gehen. Ein bißchen rechnen, lesen und schreiben werden Sie ja wohl können. Mehr ist für eine Karriere in der Küche oder im Stall auch gar nicht nötig. Und wie man sich benimmt, haben Sie dort wohl auch nicht gelernt.

Erbost,
Martin Berger

[Emma]

Sehr geehrter Herr Berger,
Es tut mir sehr leid, das ich Sie so verärgert habe und bitte um Entschuldigung.
Mein verehrter Herr Vater, hat auch schon erwogen, mich in der Landwirtschaft arbeiten zu lassen. Aber ich unterliege noch der Schulpflicht. Aber in weiser Vorrausicht hat es für die Ferien einschließlich der nächsten Sommerferien einen Praktikumsplatz für mich beim Bauern gebucht. So habe ich gute Aussichten, nach den nächsten Ferien dort als Hilfsmagd in Arbeit zu kommen.

Mit freundlichen Grüßen

Emma