auch abschnur, im "echten Leben" also, stehe ich für die christlichen Ideale ein, so wie es unter den Gästen dieses Plauderbretts üblich ist. Vor einiger Zeit jedoch trug sich ein Vorfall zu, der für mich einschneidender nicht hätte sein können. Nun wurde mir eine gewaltige Strafe in Höhe mehrerer tausend Doppelmark auferlegt, sodass ich diese Zeilen aus einem Internetz-Steinfrüchtetrunk (unredl. "Internet-Cafe") schreiben muss, da mein Telephonanschluss gesperrt ist.
Doch nun möchte ich zum Kern meiner Geschichte gelangen.
Alles begann bei meiner üblichen Streife im Stadtpark, bei der ich wie immer auch einige knorke Obdachlose erblickte. Um diese bei ihrer Entscheidung, in GOTTgefälliger Armut zu leben, tatkräftig zu unterstützen, ergriff ich einige von ihren Heißgetränkbechern, in denen Geld gesammelt wurde. Auf meinen Erklärungsansatz, mit dem Spenden dieser Summen kämen sie ihrem Ziel, dem Himmelreich, beträchtlich näher, reagierten einige schnafte Penner erbost.
Ich entgegnete, auch die heilige Teresa halte es für richtig, in Armut zu leben und schließlich brauche der geliebte Klerus auch kleine Beiträge zur schnaften Kirchensteuer, um marode GOTTEShäuser wie den Limburger Dom fachgerecht zu sanieren.

Als ich die Zweifler fast überzeugt hatte, vernahm ich einen unnatürlichen Laut. Ein marodierender Kampfpinscher stürmte auf mich zu und versuchte, nach mir zu schnappen. Geistesgegenwärtig holte ich mit meinem Rohrstock aus und traf. Potztausend! Ich dachte, die Tore Petris würden unmittelbar für die winzige Kreatur aufgesperrt, als diese unter lautem Gebell hoch in den Himmel schoß und mit bloßem Auge kaum mehr zu erblicken war.
Sofort eilte eine garstige Hundebesitzerin herbei, die ich alsdann mit einer Wurfbibel beschickte, denn der HERR haßt Hechser wie die Hundehalter. Mit dem Einschlag der heiligen Schrift am Haupte des Weibes gelangte selbiges zur Einkehr.
Unvermittelterweise wurde ich jedoch von den umstehenden Passanten, es waren mittlerweile viele an der Zahl, zu Boden gerungen und den herannahenden Schutzmännern überstellt.
Ich wähnte mich im Schutze des Rechts, doch wurde an mich eine Klageschrift wegen "allgemeiner Gefährlichkeit" oder soetwas gesendet. Die Anklage wurde wohl von der Hundebesitzerin auf den Weg gebracht, die in der Tat nur mit dem Leibhaftigen im Bunde sein konnte, da meine Eilmissionierung aus kurzer Distanz den Atheismus mitnichten hinwegfegen konnte!

Nun muss ich mit harten Einschränkungen leben, aber der HERR weiß, dass ich Recht tat.

Ich will mich auch in Zukunft nicht abhalten lassen, der Stimme des HERRn Gehör zu verschaffen!
Dem nebenan sitzenden Möderspieleventilator die speichelgetränkte Tastatur aus der Hand schlagend,
Benjamin