die Nacht vom dreißigsten April auf den ersten Mai wird traditionell der heiligen Walpurga von Westunzucht (unredlich Wessex) gewidmet. Zu Scharen sammeln sich die Menschen zusammen, um johlend und lachend den Tanz in den Mai zu zelebrieren. Ein Dankfest, dem HERRn gewidmet, der den Frühling wie im jedem Jahr aufs Neue erkeimen, erscheinen und erstrahlen lässt, um die Menschen für ihre demütigen Gebete während des harten Winters zu belohnen.
Maifeuer, regional auch Hexenfeuer genannt, werden im ganzen Land entzündet, auf daß die hoch hinauf lechzenden Flammen böse Geister und Dämonen, sowie Hexen, Albe und Kobolde, welche den verkrusteten Pforten und irrsinnigen Pfaden der Hölle entkrochen sind, redlichst zu vertreiben.
In früheren Zeiten brannten zur Walpurgisnacht mehr Hexen als im ganzen bisherigen Jahr. Diese Bräuche sind gut und wichtig und werden auch heute noch in engbesiedelten christlichen Gegenden zelebriert. Sicherlich wurde die Walpurgisnacht von diversen Feinden des HERRn zweckentfremdet, gar nicht nett, nein. So nutzen unzüchtige Jugendliche die Nacht der heiligen Walpurga, um gefälltes Gestrüpp, sogenannten Maibäume vor die Türen sittenloser Dirnen zu stellen, auf daß diese ihnen nackte Haut präsentieren, sapperlot!
Doch schleichen noch schlimmere Schrecken in jener Nacht hervor, welche den Himmel mit ihren unsäglichen Schreiben und schiefen Gesängen erfüllen. Im schnaften Harzgebirge, wo die Kinder Sachsenmänner leben, hoch oben auf dem Brocken, dem Blocksberg, wie er von gespaltenen Zungen gerufen wird, sammelt sich aus aller Herren Länder angereist, das Hexenvolk. Alte Weiber von krötenartiger Gestalt, ja junge Mägde, die da ihre Schönheit nutzen, um Hinz und Kunz in ihre modrigen Hütten zu locken, wo rostige Kessel und miefender Kümmel einem jeden guten Christen, der sich da ködern ließ, ein radikales Ende bereitet, über welches wir nicht sprechen wollen.
Welche Glück, daß im ganzen Land die Maifeuer brennen, welche mit geballter Macht des Christentums den heidnischen Hexensabatt auf dem Brocken hoch droben Paroli bietet. Doch sind unsere Zeiten von Grauen erfüllt, oh weh.

Zur gestrigen Walpurgisnacht fiel ein Großteil der Maifeiern aus. Die gemeine Koronoaseuche hielt die Menschen davon ab, wie gewohnt die Feuer zu entzünden und Stoßgebete zum HERRn zu schicken, auf daß er die Hexen auch in diesem Jahr von ihnen fernhalten möge. Oh Himmelschwerer Trauergrund; die Walpurgisnacht wurde gestern nur von einer Gruppe gefeiert: von den Hexen selbst.
Unkraut in den Zähnen, Algen im Haar; die Hexen scherten sich nicht um die Versammlungsverbote, nein, nein, nein, sie stiegen auf ihre Besen auf, sattelten die untoten Ziegen, ja fächerten ihr Feuer an, auf daß es selbst im keuschen Internat noch zu sehen war, sapperlot. Sah Ich da den Feuerschein am Horizont, einem galoppierenden Rappen gleichend, Seuchen und Verderben bringend, weil da niemand war, der ihn aufzuhalten gedachte. Das Hexenvolk ist stärker noch als je zuvor.
Werte Herren, die wahren schrecklichen Folgen der Koronaseuche offenbaren sich nun. Kann die versammelte Christenheit diesem erstarkten Hexenklüngel standhalten? Ich schrieb bereits an die Heilige Inquisition, auf daß wieder Truppen rekrutiert werden, um dieser Gefahr angemessen entgegenzutreten. Die Zeit drängt; wer weiß schon, welch Unwerk das Hexenvolk bereits angezettelt hat. Ich, werte Herren, Ich bete für eine schnelle Lösung der Ausnahmesituation, ja, ja, ja.
Brennholz sammelnd,
Rotzbengel Rüdiger