Ich wollte Christus seit Jahrzehnten durch eine sobrietäre Lebensweise, durch schmerzvolle Selbstkasteiung mittels meiner neunschwänzigen Katze oder durch vollständigen Nahrungsverzicht während der Fastenzeit näher kommen, allerdings blieb mir eine noch engere Beziehung zu dem unsrigen höchstredlichen Salvator, als sie meine Wenigkeit über das gesamte Leben hinweg bis gestern pflegte, stets verwehrt. Es schien, als bliebe eine Nachempfindung des HERRlichen Schmerzes am Kreuze für meine Person auf ewig ein unerreichbares Mysterium, gleichsam dem vollumfänglichen Verständnis für jenige. Ich wollte mir seitens meiner Familie und Freunde bereits einreden lassen, dass es anomal sei, den Schmerz unseres Erlösers während der Kreuzigung am eigenen Leibe nachempfinden zu wollen. Allein die Herren Peters sowie Müller aus der schnieken Seniorenresidenz glaubten an die Redlichkeit meines Bestrebens, Potztausend. Ich verbrachte jahrelang mit der Suche nach direkten Wegen zu Christus, die sich mir nach Möglichkeit nicht erst im Himmel offenbaren sollten, sondern noch während meines irdischen Daseins. GOTT sei gepriesen, dass er mir im fortgeschrittenen Alter doch noch einen Weg zu Christus zukommen liess, als er am Gründonnerstag einen redlichen Philippiner, der nach Stellenangeboten fragte, an der Tür des Altenheimes klingeln liess. Der gestrige Karftreitag wurde dank der Erzählungen des löblichen Herrn Joachim Kreuz (unredl. "Joaquin Cruz") über die Kreuzigungstraditionen in seiner Heimat der schönste Tag meines bisherigen Lebens, Sackerlot!


Ich winde mich qualvoll am Kreuze; Herrschaften Peters und Müller verkleideten sich nach kurzer Überredung als Römer;
Wie verbrachten Sie den Karfreitag, geschätzte Brettgemeinde? Offenbarten sich Ihnen durch das Wirken redlicher Fremder ebenfalls direkte, schmerzhafte Wege zu Christus? Ich wünsche Ihnen allen im übrigen ein frohes wie auch besinnliches Osterfest, Donnerknipsel!
Essig trinkend,
Dr. Waldemar Drechsler