Ein gesegnetes Fronleichnamsfest

[Walter Gruber senior]

Geschätzter Herr von Schnabel,

das Tragen des Himmels wäre wegen meines schlimmen Rückens nicht mehr ratsam.

Lieber Herr Rotzbengel Rüdiger,

gibt es in der Nähe des Internats kein Erdbeerland? Es ist dies eine Art Plantage, wo man gegen eine Gebühr so viele Erdbeeren essen und pflücken kann wie man will. Es käme dies Ihr Internat vielleicht sogar billiger, als warme Speisen für alle Knaben zu kochen.

Mit freundlichem Gruß,
Gruber sen.

[Rotzbengel Rüdiger]

Werter Herr Gruber,

Herr Küchenkoch Biedermeyer sagt, wer da den ganzen Tag nur Früchte, nur Obst in sich hineinisst, dem fällt schon bald das Fleisch von den Knochen, gar nicht nett, nein. Haben Sie keine Sorge, die finanziellen Fundamente des Internats erlauben redliche Mahlzeiten zu jedem Tage, ei, ei, ei.
Gibt einen Apfelbaumhain auf dem Internatsgelände, ja, ja, ja, werden schnafte Äpfel geerntet, wenn sie da reif sind, Hurra!

Wild fuchtelnd die Krähen vom Hain vertreibend,
Rotzbengel Rüdiger

[Martin Berger]

Geschätzter Herr von Schnabel,

das Tragen des Himmels wäre wegen meines schlimmen Rückens nicht mehr ratsam.

Werter Herr Gruber,

dies wundert mich. Weniger die Tatsache, daß Sie in Ihrem Alter, geschuldet dem arbeitssamen, GOTTgefälligem Leben, Rückenschmerzen haben, sondern der Umstand, daß Sie dies als Ausrede heranziehen. Fiel nicht auch Jesus Christus dreimal für uns unter dem Kreuze? Erlitt nicht auch er schreckliche Qualen für uns? Er, der nicht nur die Last des Kreuzes, sondern auch die Schuld und Sünde der Menschheit auf sich lud. Sie sollten sich schämen.

Enttäuscht,
Martin Berger

[Walter Gruber senior]

Werter Herr Berger,

ich dachte dabei weniger an die gottgefälligen Schmerzen, sondern an die Verzögerung, welche ein Hexenschuss oder Zusammenbruch meinerseits für die Prozession bedeuten würde. Auch würde es der Herr Pfarrer gar nicht dulden, den Himmel mit schmerzverzerrtem Gesicht zu tragen oder ab und zu einen Schritt auszusetzen, da die Himmelträger vor Freude zu strahlen und die Stange stets senkrecht zu halten haben.

Bedauernd und zur Buße das Cilicium anlegend,
Gruber sen.

[Walther Zeng]

Töfter Bub Rüdiger,

mir scheint, Sie waren gestern etwas neben sich selbst.
Wie groß und wie schwer ist denn eine Erdbeerkiste voll Erdbeeren?

Potz Donner!
Wer nicht Erdbeeren pflanzt, der muß eben mit dem zufrieden sein, was er in sog. "Supermarkt"
zu kaufen bekommt!
Wenn Sie Kartoffeln selbst angebaut haben, dann wird Ihnen nicht verborgen geblieben sein, daß diese
doch wesentlich anders aussehen und schmecken, als die gekauften Echsemplare.
So ist das bei Erdbeeren auch!

Und jetzt nehmen Sie gefälligst den Spaten und graben ein Beet um!
Kategorisch fordernd
Walther Zeng

[Franz-Joseph von Schnabel]

Werte Herren,

der Zusammenhang zwischen dem Hochfest des heiligsten Leibes und Blutes Christi‘ und dem Anbau von Sammelnußfrüchten erschließt sich dem Laien nicht unmittelbar.



Es gibt übrigens eine berühmte Anekdote von Herrn Ulbricht.

Der Staatsratsvorsitzende nahm einst, gemeinsam mit dessen Gattin, eine Parade ab, an welcher auch berittene Streitkräfte der Betriebskampfgruppen teilnahmen.

Interessiert beobachtete der Spitzbart einen jungen Mann, welcher die Hinterlassenschaften der volkseigenen Rösser in einen Eimer schaufelte.

Er frug den Sammler: "Genosse, wozu sammeln Sie die Pferdeäpfel ein?"

Darauf jener: "Die kommen auf die Erbeeren, Genosse Vorsitzender."

Nun sprach der Regierungschef zu dessen keuschen Gattin: "Siehst Du Lotte, es muß nicht immer Schlagsahne sein!"

Einige Fässer Glyphosat auf die Erdbeeren spritzend,
Schnabel

[Opa Rauschebart]

Werter Herr von Schnabel,

Sie haben tatsächlich Glyphosat-resistente Erdbeeren erzüchtet?
Wie toll! Da wäre es wirklich nett, wenn Sie mir einige Senker zukommen lassen könnten. Meinem keuschen Weibe schmerzt mit zunehmendem Alter immer mehr der Rücken beim Jäten. Gerne sende ich Ihnen im Gegenzug einige Fässer hochreines DDT zu, damit lassen sich Obstbäume formidabel konservieren. Sollten Ihre Bäume zu hoch sein, fahre ich gerne mit meinem gepanzerten Kettenrollstuhl in Ihren Garten und wir beladen den keuschen Wasserwerfer mit DDT, binnen Sekunden ist ein Baum dann imprägniert.

Keuschen Berggeist zwitschernd

Opa Rauschebart

[Franz-Joseph von Schnabel]

Werter Herr Rauschebart,

selbstverständlich lasse ich Ihrer keuschen Gemahlin einige resistente Sträucher Senga Sengana zukommen.

Dieses Grünzeug gewöhnt sich an alles, wenn man es nur hinreichend züchtigt und anbrüllt.

Die Ernte im hofeigenen Reaktor bestrahlend,
Schnabel

[Walther Zeng]

Werte Herren,

falls jemand vor hat, ein naturnahes Erdbeerbeet anzulegen, so empfehle ich die Sorte Mieze Schindler
zwischen die Senga Sengana zu pflanzen.
Mieze Schindler senkert sehr stark, ist sehr gesund, schmeckt gut und übersteht auch Phasen der Trockenheit
ganz gut.

Einen weiteren Pfannkuchen vernaschend
Walther Zeng

[Opa Rauschebart]

Saufbold Zeng!

Wie kommen Sie verdammt noch mal auf den Gedanken, ich würde Katzen einer Frau Schindler im Park meines Chateaus anpflanzen?
Die Viecher muss ich mit einem Scharfschützengewehr aus großer Distanz zerfetzen, da sie ansonsten von meinen mittlerweile freilaufenden Killerkarnickeln zerlegt werden.

Dem Trunkenbold zu weniger Radeberger ratend

Opa Rauschebart

[Franz-Joseph von Schnabel]

Werte Herren,

Ihnen allen sei ein redliches Hochfest auch in diesem schweren Jahre gewünscht.

In Ihren redlichen Dörfern und Marktflecken, findet die alljährliche Prozession sicherlich in gewohnt frommer Manier statt.

Leider wird der Tag des löblichen Leichnams ausgerechnet in der Landesmetropole München auf das satanischste geschändet!

Eine, in einem anderen Faden bereits erwähnte, Felskapelle, bietet ein widerliches Spektakel dar.



Wie kann die, von einem Protestanten geführte, bayrische Staatsregierung derlei zulassen?

Es wird höchste Zeit für die Amtsübernahme Herrn Asfaloths!

Den Ochsenkarren mit Wurfbibeln beladend,
Schnabel

[Martin Berger]

Werter Herr Schnabel,

soll denn in Bälde schon Ihr Leichnam aufgebahrt werden?

Ich wage zu bezweifeln, daß Sie allein gegen diese satanistische Übermacht bestehen können. Spätestens dann, wenn Ihnen die Wurfbibeln ausgehen, wird diese Horde über Sie herfallen und kaum mehr etwas übrig lassen, was ein Gerichtsmediziner oder Ihr treues Eheweib zur Identifizierung verwenden könnten. Zumindest hat die Polizei durch Ihren Beitrag nun einen Anhaltspunkt, um wen es sich bei der baldigen Leiche handeln wird.

Es versucht Sie von diesem Wahnsinn abzuhalten,
Martin Berger

[Franz-Joseph von Schnabel]

Werter Herr Berger,

warum so verzagt?

Auf unseren Missionsreisen waren wir bereits in weit mißlicheren Lagen.

Für den ultimativen Wurst-Käse-Fall habe ich die erste Repetierwurfbibel konstruiert.

Dank eines knorken Gummibands kehrt jenes Exemplar nach erfolgreicher Ketzerheilung zum Werfer zurück.

Mittels geschickter Handhabung des ehemaligen Banschiseils, kann man sogar Flugbahn und Reichweite der Heiligen Schrift optimieren.

Durch den Einsatz derartiger Gummis als Zugstränge, konnte ich auch die Beschleunigung des knorken Kampfwagens, nicht unerheblich, verbessern.

Leider fanden in der Testphase einige meiner besten Ochsen ein frühes Ende. Diese können jedoch als Wegzehrung dienen.

Einen Lastkraftwagen überholend,
Schnabel

[Martin Berger]

Werter Herr Schnabel,

bitte verzeihen Sie, daß ich Ihren Einfallsreichtum unterschätzt habe. Der HERR hat Sie offensichtlich mit einer wunderbaren Gabe beschenkt. Können Sie schon sagen, wann die Repetierwurfbibel in Serie gefertigt werden kann? Schließlich beginnt schon Anfang August das Satanistenhochfest zu Wacken. Und zur selben Zeit wird in Kastellaun auch das nicht minder teuflische Satansfest "Natur eins" (unredlich: Nature One) gefeiert.

Stets an fortschrittlichen Missionierungswerkzeugen interessiert,
Martin Berger

[Franz-Joseph von Schnabel]

Werter Herr Berger,

Sie können wahrscheinlich in den Medien von den Bekehrungserfolgen lesen. Es sei denn, die Lügenpresse kehrt christliche Themen wieder einmal unter den Teppich des Schweigens.

Ansonsten melde ich mich wieder, sollte ich die Schlacht gegen Satans Helfershelfer überstehen.

Ihre Fronleichnamsprozession war sicher wieder knorke?

Sie und alle redlichen Christen segnend,
Schnabel