Fromme Gedichte redlicher Autoren früherer Zeiten

Singen Sie dem Herrn ein Loblied oder schreiben Sie ein Gedicht und erfreuen Sie damit das keusche Christenherz.
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Nathan Freundt
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Registriert: Mo 10. Jun 2013, 14:23

Fromme Gedichte redlicher Autoren früherer Zeiten

Beitrag von Nathan Freundt »

Zucht bringt Frucht

(Fliegendes Blat.)

Es flohen drei Sterne wohl über den Rhein,
Es hätt' eine Wittwe drey Töchterlein;
Die eine starb wie es Abend war
Und die Sonne nicht mehr schiene klar,
Die Andre um die Mitternacht,
Die Dritte um die Morgenwacht.

Sie nahmen sich all einander die Händ
Und kamen vor den Himmel behend,
Sie klopften leise an die Thür,
Sankt Petrus sprach: Wer ist dafür?
Es stehn drei arme Seelen hier,
Ach, macht bald auf die Himmelsthür.

Er sprach: Ich muß erst zeigen an,
Welch' von euch soll in Himmel gahn,
Drauf ging er hin und fragte nach,
Die Himmelsstimme also sprach:
Die ältsten zwei sollen hier ein gehn,
Die jüngste muß bleiben stehn.

Sie schrie und sprach: Was hab ich gethan,
Daß ich hier bleiben soll bestahn?
Sankt Petrus sprach: Weil du veracht
Gotts Wort, deine Seele nicht bedacht,
So geh nun hin und siehe zu,
Wo du findest in der Höllen Ruh.

Denn wenn du in die Kirch solltst gehn,
So bliebst du vor dem Spiegel stehn,
Dein Haupt bekrönt, dein Haar geschmiert,
Und dich hoffärtig ausgeziert:
Drum geh nur fort und packe dich,
Die Hölle wird aufnehmen dich!

Als sie nun vor die Hölle kam,
Da klopfte sie gar grausam an,
Der Satan sprach: Wer ist allhier?
Es ist eine arme Seel dafür!
Drauf sprang er auf, und ließ sie ein,
Und schenkt ihr ein ein glühnden Wein.

Als sie nun aus dem Becher trank,
Das Blut ihr aus den Nägeln sprang,
Er bracht sie in den höllischen Pfuhl,
Und sezt sie auf ein glühenden Stuhl,
Ja ihre Qual war übergroß,
Sie kriegte manchen harten Stoß.

Sie sprach: Das ist mein Mutter Schuld,
Daß sie mein Bosheit hat erduldt,
Und mich in Frevel lassen gehn,
Nicht einmal sauer drum gesehn,
Da meine Schwestern im Himmelssaal,
So siz ich in der Höllen-Qual.

Was hilft mir nun mein Uebermuth,
Mein Reichthum, Ehre, Geld und Gut?
Was hilft mir nun all Zierd und Pracht?
Ach hätt' ich nie daran gedacht!
So säß ich nicht in dieser Flammen,
Da alle Qualen schlagen zusammen.

Achim von Arnim


Inquisition

Wenn im Herzen ernst und strenge
Des Gewissens Richtstuhl spricht,
In der Lügen krumme Gänge
Nützet Flucht und Ausweg nicht.

Schuldiges Herz, o Folterkammer,
Nie die Qual der Richter kürzt,
Bis daß ihm der Seele Jammer
Reuig hinzu Füßen stürzt.

Franz Binhack
Aus der Sammlung Gott



Moral

Wird man älter, wird man kälter!
Notgedrungen, liebe Jungen,
Weil die Lendenkräfte enden,
Wenn der Rücken sich bejahrt!

Ach, der Mädchen runde Wädchen
Würden freilich noch abscheulich
Uns erregen und bewegen
Zu Versuchen schlimmster Art,

Stünde, Kinder, nicht dahinter
Der Kadaver! Unser braver,
Jugendbarer Tugendwahrer
Spricht in strengem Tone dann:

Pfui den wüsten Sinnenlüsten!
Ich, der Alte, ich enthalte
Mich der Sünde! (Tugendgründe:
Weil er leider nicht mehr kann!)

Anton Alfred Noder
Aus der Sammlung Fürs Brettl



Und die Moral von der Geschicht

Und die Moral von der Geschicht;
Mädchen weich vom Wege nicht!
Bleib allein und halt nicht an,
Traue keinem fremden Mann!

Geh nie bis zum bittren Ende,
Gib dich nicht in fremde Hände!
Deine Schönheit zieht sie an -
Und ein Wolf ist jeder Mann!

Merk dir eines: in der Nacht
Ist schon mancher Wolf erwacht.
Weine um sie keine Träne-
Wölfe haben scharfe Zähne!

Charles Perrault


Physik und Moral im Streite

Manches, was die Physik uns lehrt,
Zeigt die Moral uns umgekehrt,

Also auch im folgenden Falle:
Physik beweiset, es ziehn die Metalle
Alle Gewitter magnetisch an.
Doch die Moral zeigt: Ein reicher Mann,
Der viel Gold und Silber besitzt,
Sei vor jedem Gewitter geschützt.

Ignaz Friedrich Castelli


Der christliche Soldat

Pax ist fürwahr ein christlicher Soldat,
Der stets den Bibelspruch beherzigt hat,
Daß Jeder, der das Schwert im Griffe führt,
Sein Leben durch das Schwert verliert.

Carl Weitzmann


Über den beliebten Gottheits-Tempel die Keuschheit

Ach Keuschheit / du hoch Edles Gut /
wie hastu doch vor allen
zur Wohnung Gott gefallen?
Er nam / von dir / sein Fleisch und Blut.
Ja wider die Natur selbst thut:
gleich nach der Botschafft schallen /
solt' dich sein Krafft bestrahlen;
das Amen sagt der Glaubens-Muht.
Der Glaube kan die Schwachheit bringen /
zu würken in den Himmels dingen.
Der Glaube ist die höchste Krafft.
Sie zieht an sich des Geistes Safft.
Der du dich glaubend liesst empfangen /
erfüll mein glaubiges verlangen!

Catharina Regina von Greiffenberg


Keuschheit

Die Keuschheit macht, daß Weiber werden
Zu klaren Engeln auff der Erden;
Doch ist es so gar seltsam nie;
Manch Lucifer steckt auch allhie.

Friedrich Logau
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