Ihre Meinung zur Kirchengeschichte ist gefragt!

[rikkelt]

Einen wundervollen guten Morgen,

ich bin Student der Geschichtswissenschaft und an unserer Universität kommt man nicht um ein Semester Kirchengeschichte umhin, was ich als sehr löblich und bildend empfinde.
Insofern eröffnen sich mir zwei Fragenkomplexe:

Was halten sie als redliche christlich-katholische Gemeinde von der Papstwahlreform von 1622/23, als eine relativ-demokratische Wahl über Stimmzettel in der Sedisvakanz eingeführt wurde? Stehen sie dem Geschehen positiv gegenüber oder sind sie gewillt, eher der Adorationswahl (es ist nun einmal der Fachbegriff, ich finde momentan kein eingedeutschtes Wort dafür, wenn sie möchten, können sie mir da gern unter die Arme greifen) anzuhängen?

Andererseits möchte ich gern wissen, auf welchen Feststellungen ihr gesicherter Glauben an die Erde als Scheibe herrührt? Nachdem ich auch ein Seminar über Kartographie belegt habe und wir eindeutig feststellen konnten (bei Prof. Dr. Heiner Lück, falls ihnen der Name etwas sagt - er ist ein großer, katholischer Kirchenhistoriker und Theologe), dass sowohl im alten Griechenland als auch über das gesamte Mittelalter der Glaube an eine kugelförmigen Welt bestand (was die TO-Karten eindeutig belegen, denn sie zeigen kein "Randmeer", sondern ein "Weltenmeer", welches die abgerundete Rückseite der Welt umschließt). Man machte sich sogar präzise Gedanken darüber, was auf der anderen Seite der Kugel liegen würde und benannte einige Kontinente (deren Lage man natürlich nur grob vermuten konnte) mit ihren heutigen Namen ("Brasilis" etwa).

Ich möchte sie nicht denunzieren oder ihren Glauben als etwas falsches dastehen lassen - um Himmels willen, nein - ich würde sehr gern eine angeregte, sachliche Diskussion führen und ausnahmsweise keinen (in meinen Augen) sinnlosen Bogen spannen, zwischen Wissenschaft und Theologie, denn dies ist in der von allzu vielen gewünschten Form ohnehin nicht möglich.


sich ergebendst bedankend und auf ein Gespräch hoffend,
rikkelt (als Spitzname von "Richard" abgeleitet)

[Black Horse]

Werter Herr Rikkelt,

wie wir alle wissen, wirkt der heilige Geist in der Institution Kirche. Somit sind alle Reformen, welche die Kirche aus sich selbst hervorbringt von GOtt gewollt und wir befürworten das. Halleluja.

Zu Ihrer zweiten Frage muss man leider sagen, dass heute viele Theologen - vermutlich von dem Anreiz getrieben Wissenschaftler sein zu wollen - dazu neigen, sich zu sehr dem Zeitgeist unterzuordnen. Ich erinnere mich an den Vortrag eines Theologie-Professors, der doch allen Ernstes verkündete, in Genesis 1 ginge es nicht darum, wie Welt und Mensch erschaffen wurden, sondern darum wie sie beschaffen seien und dass (man möge mir verzeihen, dies ausgesprochen zu haben) der Vers "Und Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie einen Mann und ein Weib" in Wahrheit bedeute, dass Mann und Weib als ebenbürtig und gleichwertig zu betrachten seien. So absurd dies klingt, es dokumentiert sehr gut, zu welchen Lästereien mancher "wissenschaftlicher" Theologe sich in seinem Drange nach Originalität hinreißen lässt. Lassen Sie sich nicht von solchen falschen Propheten in die Irre leiten.

Gruße

[Alberto Bonappetito]

Werter Herr Richard

Zwischen diesen Systemen gibt es kaum einen Unterschied, da sich im Wesentlichen immer die Kardinäle einigen müssen und dies sowieso immer inspiriert vom Herrn, der sich seinen Vertreter erwählt, geschieht.

Zu ihrer Frage mit der Form der Erde, darf ich Sie bitten den Faden durchzulesen, der sich diesem Thema widmet. Kurz zusammengefasst bleibt zu sagen: Die Bibel ist das einzige wissenschaftliche Dokument, das man benötigt und dort gibt es nicht die geringsten Anzeichen für die Kugelform.

Drittens sei zu sagen, dass ich es für eine Unart halte, die aber viele Leute hier praktizieren, sich hier einfach mal anzumelden und ohne vorher das Brett durchzulesen zu erklären "Grüß Gott ich möchte eine sachliche Diskussion". Und das dann noch zu einem Thema (in ihrem Fall eines der 2 Themen) das bereits anders wo ausgeführt wurde. Was glauben Sie eigentlich was im Rest dieses Brettes gemacht wird? Ein Kaffeekränzchen?

Ein Stück Kuchen naschend
Alberto Bonappetito

[Ketzerschreck]

Werter Herr Dr.Dr. Rikkelt!

Ich hätte eine allgemeine Frage: Was ist unter Geschichts-"Wissenschaften" zu verstehen? Wo kommt hier "Wissenschaft" ins Spiel? Eine Tageszeitung ist doch auch ein geschichtliches Dokument. Als interessierter Mensch lese ich diese Tageszeitung selbstverständlich täglich, ja, analysiere sie sogar: Ich schneide einzelne Worte aus dem Text heraus, und bilde mit Ihnen neue Geschichten. Irgendwie ist das ja dann auch Geschichtswissenschaft! Aber Geschichtswissenschaft, in der Geschichtswissenschaft. Wo nimmt das Ende? Und was davon war Wissenschaft?

In einem See aus Fragezeichen watend,
Ketzerschreck.

[Heinar Laugenkraut]

Werter Herr Ketzerschreck!

Man kann das Fach "Geschichte" ja bekanntlich an einer dieser gottlosen Universitäten studieren. In diesem Falle ist es nichts anderes als eine Geisteswissenschaft, so gibt es beispielsweise mit dem Historizismus sogar eine philosophische Richtung, die auf der - hauptsächlich politischen - Geschichte aufgebaut ist. Sie haben nicht unrecht, es mag in allem ein kleines bisschen Geschichte stecken. Aber ich denke Herr Rikkelt hat die intensive Befassung mit historischen Themen angesprochen und diese ist als nichts anderes als eine Form der Wissenschaft anzusehen, da man in der Vergangenheit forscht.
Es wäre doch so einfach, würden die Menschen die Vergangenheit auf sich beruhen lassen und nur den Worten des HERRn(zsgf. in der Bibel) glauben schenken.

Den See aus Fragezeichen langsam austrinkend,
Laugenkraut