das mehrfach dekorierte und von Kardinälen und Bischöfen empfohlene Internat zu Pirschsmitte, welches Ich seit geraumen Jahres besuche, gab sich stolz doch bescheiden dem Ruf hin, eines der verbliebenen deutschen Lehrinstitute zu sein, welches in Zeiten von Kowid noch immer mit einen strammen Lehrplan hinter geöffneten Toren aufwartet. Sogenannte „Mediziner“ konnten bisher des Geländes verwiesen, und Schüler, die sich den Zorn des HERRn eingefangen, mit fünfhundert geschriebenen „Ich darf mich nicht mit Korona anstecken, denn sonst hasst mich Jesus.“ wieder zur Vernunft gebracht werden. Doch auch die Küsten mit den hellsten Leuchttürmen sinken irgendwann in die Düsternis. Die Anwälte der Internatsleitung stellten Ihre Arbeiten ein, und der eiserne Wille der Justiz präsentierte sich in adernumrahmter Hand. So muss Ich verkünden, daß die Pennäler des katholischen Internats Pirschsmitte nun auch seit einer Woche schon zum Heimschulen genötigt sind. Ein Grund, meine Erfahrungen mit der Thematik mit der christlichen Anschnurwelt zu teilen, ei.
Ein großes Problem liegt in der Aufrechterhaltung von Zucht und Ordnung. Im Klassenraum ist es die Pflicht des Herrn Lehrers, bei unangebrachten Störungen des Unterrichtes (wie falschen Antworten) mit der Rute hervorzuschnellen, und dem Unruhestifter Gottes Liebe einzuzüchtigen. Sitzt jeder Bub in einem anderen, vom Lehrer separierten Raum, wie es im Heimschulunterricht nicht anders möglich ist, fällt dieses Fundament einer redlichen Lehrstunde fort. Die Herren Väter der Buben mögen jener Aufgabe solidarisch nicht nachkommen, da diese zu Zeiten von Schulstunden der eigenen Arbeit nachgehen. Die Frauen Mütter bringen nicht die nötigen Armeskraft mit, um es dem Herrn Lehrer gleichzutun. Daher empfehle Ich das Einstellen von älteren Brüdern oder Vettern, die es im Leben zu nichts gebracht haben, außer einem starken Oberarm im Seitenstraßenringkampf zu bekommen. Zahlen Sie Ihren enteigneten Verwandten auf keinen Fall den Mindestlohn, damit diese nicht losziehen, um das verdiente Geld in Schnaps zu investieren. Mein Klassenkumpane Fabian musste sich vergangenen Mittwoch wundern, warum der Biologiestudent, den seine Eltern einstellten, ihn mit dem Rohstock zu züchtigen, derweil der Herr Lehrer im Faltrechner (unredlich. Laptop) seine Lektionen zitiert, nicht auftauchte. Es stellte sich heraus, daß der Lump vollkommen blau gegen eine Kirchenwand urinierte, da er das Geld, welches ihm Fabians Herren Eltern zahlten, nach getaner Arbeit an der nächsten Tankstelle in Alkohol verwandelte. Bitte achten Sie darauf, nur so viel zu zahlen, auf daß es sich für die Taugenichtse lohnt, täglich wieder zu kommen; doch wenig genug, auf daß es lediglich für das nötige Brot reicht.
Achten Sie weiterhin darauf, Ihren Buben den redlichen Umgang mit dem Faltrechner beizubringen. Viele junge Katholiken sind des Komputens (unredlich. computern) nicht mächtig, da sie große Teile ihrer Freizeit im Bibelstudium, oder beim Helfen von redlichen Hausarbeiten verbringen. Lassen Sich sich den örtlichen Herrn Pfarrer vorbeikommen, der sämtliche Anwendungen im Internetz sperrt, wenn Sie nicht unmittelbar notwendig sind, um das Videoplauderprogramm zum Laufen zu bringen. Außerdem muss ein Eimer Weihwasser über dem Faltrechner ausgekippt werden, um böse Viren davon abzuhalten, Mörderspiele auf dem Rechner zu installieren.
Natürlich muss in jedem Bild, welches die Netzkamera einfängt, ein Kruzifix zu sehen sein. Dies gilt der Sicherheit der Knaben, die sonst schutzlos bösen Hackern ausgesetzt wären.
Anfängliche Schwierigkeiten, die auch die Klassen meines Internats lernen mussten: Wenn ein Knab über keinen Falt- oder Heimrechner verfügt, was bei sieben Buben in meinem Jahrgang der Fall ist, wird ihm postwendend ob der behandelten Themen Bericht erstattet. Diese gilt es nachzuarbeiten.
Ständige Ausfälle des Internetzes aufgrund von Knicken im Wehlahnkabel gehören natürlich nun zum schulischen Alltag. Dahingehen werden die Unterrichtstunden seit Dienstag mit einem kurzen Gebet an den HERRn begonnen, er möge doch das Internetz stabil halten.
Was mich betrifft, so stellte Ich fest, daß mein vorbildlicher Lerncharakter auch in Wohnzimmer des Elternhauses nichts von seiner Reife einbüßen muss. Es schreibt sich in den Heften gleichermaßen, liegen Sie nun auf dem Pult im Klassenraum, oder auf dem Esstisch. Hin und wieder knarzt es in der Leitung, aber dann rücke Ich meine Kopfhörer zurecht, und alle Probleme sind dahin.
Ein frecher Knabe, der Johann, der wollte uns einst vortäuschen, sein Bild sei in die Schwarze abgestürzt, damit er da rotzfrech sonst welchen Beschäftigungen nachgehen kann. Doch vergaß er da, die Mikrophone auszuschalten, auf daß man ihn lauthals zu dümmlicher Hipf-Hüpf-Musik tanzen hören konnten. Der Bub Johann geht nun auf eine Lehranstalt für Kinder, deren man eine Zukunft außerhalb skandinavischer Gardinen nicht mehr zutraut.

Ich bin klein,
mein Herz ist rein,
soll niemand drin wohnen
als du mein liebes Jesulein.
Nun, meine erste Woche hinter dem Faltrechner lotete sich nach und nach in geregelte Bahnen. Im Falle weiterer bemerkenswerter Ereignisse oder Hinweise für einen korrekten Umgang, werde Ich mir die Zeit nehmen, Sie hier niederzuschreiben.
Sind Ihnen auch Enkel oder Söhne und Töchter nahe, die derweil der Heimschule frönen? So berichten Sie davon, auf, auf!
Herumtollend,
Rotzbengel Rüdiger