Töfte Apfelkuchen zu verkaufen

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Rotzbengel Rüdiger
Student der Theologie
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Registriert: Sa 15. Jun 2013, 18:10

Töfte Apfelkuchen zu verkaufen

Beitrag von Rotzbengel Rüdiger »

Werte Gemeinde,

zu Beginn ein Gedicht:

Ein altes Weib, der viele Enkel
die Stube mit gar Freud erfüllten
die hielt nen Topf zitternd am Henkel
derweil die Kinder lustig brüllten

„Gemach, gemacht, ihr vielen Blagen“
die Greisin rief, die alte, schwache
„Euch spielen sehn muss ich ertragen
derweil allein ich all die Arbeit mache“

Der Alten großer Enkelschar
sich reuevoll zusammenfindet
da wurde ihnen just gewahr
sie ist fast tot und fast erblindet

Sie gab den Topf aus Porzellan
mit Äpfeln sauer grün gefüllt
hinüber an den Kinderschwarm
der ruhig dasaß, der nicht mehr brüllt

„Ihr tumben, jungen Kinderlein
Großmutter tut so viel für euch
nehmt Äpfel und stecht Messer rein
schält, vierteilt, entkernt das Zeuch“

Die Alte wachte hütend achtsam
derweil sie harsch mit Schlägen droht
die Kinder schälten stets gehorsam
und das Weib, das war bald tot

- „Über die apfelschälende Großmutter“, Dietmar Dueddelmeyer, 1738


Ei, ei, ei, hier spricht der Knabe Rüdiger, Rotzbengel meines Namens, und freudiger Verfechter von knorkem Apfelkuchen. Denn wie einst der dichtende Dichter Dietmar verlauten ließ, mag kein anderes Gebäck der Perfektion und unübertroffenen geschmacklichen Glanzheit eines korrekt zubereiteten Apfelkuchens nahekommen.

Da der HERRgott den alten Apfelhüter des keuchen Internats vor kurzem zu sich rief, entschied die Internatsleitung nach mehren drängelnden Briefen meinerseits, den dicken Apfelhain am Ziegengatter meiner Obhut zu überlassen.
Mit Liedern und Gebeten auf den Lippen, sammelte ich mir die tüchtigsten Knaben zusammen, und marschierte jauchzend und auf meiner selbstgemachten Grastrompete trompetend zum Haine hin, Hurra.
Denn man sagte mir, dass die Früchte eigener Arbeit stets am sauersten schmecken. So ließ ich die tüchtigen Knaben tüchtig schuften. Erde düngen, Äste schneiden, Äpfel ernten, derweil ich mit meiner Armbrust hütend in meinem Ausguck stand, und apfelstehlendes Krähengetier mit Eisen durchbohrte.
Gebacken im dunklen Küchenkeller, darf ich mich nun stolzer Produzent von vierhunderteinundzwanzig Apfelkuchen nennen. Hurra, ganze drei Wochen knetet und schälte ich in Küchenlumpen vor mich hin, ging da nur zum Beten und zum Schlafen aus der Küche raus.

Bild
Töfter Apfelkuchen

Meine Herren, da es dem Internat wahrlich nicht an Großzügigkeit mangelt, wurde von oberster Stelle aus entschieden, die töften Apfelkuchen für einen guten Zweck zu verkaufen, ja, ja, ja.
Ein Kuchengebäck können Sie für 12 Euronen ersteigern.
Man wird es auf einen Karren laden, der innerhalb von zwei Wochen (innerhalb Deutschlands) direkt an Ihre Türe geliefert wird.
Zahlungen sind bei Übergabe zu entrichten.
Wenden Sie sich bei Interesse bitte per Privatnachricht an mich.

Puderzucker verstreuend,
Apfelbaron Rüdiger
Gegrüßt seien all jene, die Brot und Wasser mit mir teilen.
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Marius Koepenik
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Re: Töfte Apfelkuchen zu verkaufen

Beitrag von Marius Koepenik »

Werter Herr Rüdiger,
Hm, lecker Pirschsmitter Pferdeäpfel, das klingt ja vorzüglich!

Marius Köpenik
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Martin Berger
Faust Gottes
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Registriert: Sa 10. Okt 2009, 20:21

Re: Töfte Apfelkuchen zu verkaufen

Beitrag von Martin Berger »

Rotzbengel Rüdiger hat geschrieben:Man wird es auf einen Karren laden, der innerhalb von zwei Wochen (innerhalb Deutschlands) direkt an Ihre Türe geliefert wird.
Werter Herr Rotzbengel,

liefern Sie auch nach Österreich-Ungarn?
Rotzbengel Rüdiger hat geschrieben:Zahlungen sind bei Übergabe zu entrichten.
Ihre Geschäftstüchtigkeit in allen Ehren, aber in Ihrem Interesse hoffe ich, daß Sie sich die Taschen nicht mit dem Geld redlicher Administranzmitglieder vollstopfen werden.

Für den Fall der Fälle eine Bestellung tätigend,
Martin Berger
Der Friede sei mit euch.
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Rotzbengel Rüdiger
Student der Theologie
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Re: Töfte Apfelkuchen zu verkaufen

Beitrag von Rotzbengel Rüdiger »

Werter Herr Berger,

Lieferungen außer Landes werden mit einem Aufpreis von drei Euronen und längeren Lieferzeiten vollzogen.
Wir gaben bereits eine Lieferung ins ferne Chinesenland auf. Jene ist seit einer Woche unterwegs. Laut meiner Berechnung müsste sie etwa Mitte Oktober ihr Ziel erreichen.
Die Lieferung nach Österreich-Ungarn sollte nicht viel länger dauern als Lieferungen innerhalb Deutschlands.
Nach Übersee liefern wir nicht, nein. Töfte Amerikanerchristen dürfen sich also nicht an meinen Apfelkuchen erfreuen.

Die redlichen Einnahmen gehen sogleich an eine wohltätige Organisation, welche die Bereitstellung und Herrichtung von kräftigen Apfelbäumen in Großstädten fördert.
Seltsamerweise kamen bisher bloß zwei Drittel der eingenommenen Münzen beim Schatzmeister der Organisation an, wie man mir mitteilte.
Sapperlot, werden im Internat etwa Gelder veruntreut?

Der Sache nachgehend,
Apfelbaron und Detektiv Rüdiger
Gegrüßt seien all jene, die Brot und Wasser mit mir teilen.
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Martin Berger
Faust Gottes
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Registriert: Sa 10. Okt 2009, 20:21

Re: Töfte Apfelkuchen zu verkaufen

Beitrag von Martin Berger »

Werter Herr Rotzbengel,

es böten sich wohl mehrere Szenarien an, wieso der errechnete Geldbetrag nicht bei Ihnen ankam.

1. Sie haben sich verrechnet
Zugegeben: Diese Möglichkeit ist eher auszuschließen, wird doch am Internat zu Pirschsmitte das Einmaleins noch mit dem Rohrstock gelehrt. Davon ausgehend, daß Sie nicht zu den Bildungsverlierern gehören, die ihren Namen und ihre Gefühle tanzen können, kann man diesen Punkt abhaken.

2. Ihre Kunden sind zahlfaule Gauner
Wesentlich wahrscheinlicher als Punkt 1: Sie liefern auch an arbeitsscheue Hartz-4-Empfänger, die zwar Bestellungen aufgeben, diese dann aber nicht zahlen können. Freilich weiß dies der Lieferant nicht und ahnt nicht, daß ihm am Anlieferort der Kuchen entrissen wird, die monetäre Vergütung der Ware jedoch ausbleiben wird.

3. Ihre Lieferanten/Geldeintreiber/Schatzmeister sind Gauner
Gutes Personal ist heutzutage sehr schwer zu finden. Dies mußte ich erst vor ein paar Jahren am eigenen Leib verspüren, als ich Erntehelfer suchte, trotz der vielen Arbeitslosen aber nicht fündig wurde. Herrn Dr. Drechsler sei an dieser Stelle gedankt, daß er mir ein paar Sklaven verkaufte. Trauen kann man wohl wirklich nur noch denen, die man selbst erzogen hat.

Für diese Auflistung einen kostenfreien Kuchen erwartend,
Martin Berger
Der Friede sei mit euch.
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Rotzbengel Rüdiger
Student der Theologie
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Re: Töfte Apfelkuchen zu verkaufen

Beitrag von Rotzbengel Rüdiger »

Werter Herr Berger,

die Zählung der Einnahmen wird von den vier Knaben, welche die vorzüglichsten Mathematikklausuren vorzuweisen haben, zur Sicherheit sechsmal durchgeführt.
Bisher zahlten alle Kunden redlich und zufriedenstellend die geforderten Beträge.
Da wir nur an nachweislich redliche Christen liefern, fällt ihr Sorge ob möglichen Hartz-4-Käufern ins Blaue.

Tatsächlich läuft der Weg des Geldes folgendermaßen ab:

1) Die Lieferanten der Kuchen liefern die Einnahmen pflichtgetreu beim Kassenwart, dem Buben Akindo ab.
2) Die Einnahmen werden gezählt und von den Mathematikerknaben auf Vollständigkeit durchgerechnet.
3) Die Einnahmen werden in meine Kammer gebracht, wo ich sie noch einmal persönlich kontrolliere, und sie letztendlich zum Versand vorbereite.
4) Die Einnahmen werden von den tüchtigen Jungen Jens und Johannes abgeholt und zum Postamt gebracht, wo sie zur redlichen Organisation „Apfelbäume für Großstädte e.V.“ versendet werden.

Sapperlot, da nehme ich mir doch gleich meine hochmoderne Detektivausrüstung, welche ich mir kürzlich kaufte, und mache mich auf die Suche nach den Übeltätern.

Durch die saphierumrandete Lupe linsend,
Rotzbengel Rüdiger

Postscriptum:
Für ihre investigative Unterstützung werden wir Ihnen einen zusätzlichen kostenlosen Kuchen zu Ihrer Bestellung hinzufügen.
Gegrüßt seien all jene, die Brot und Wasser mit mir teilen.
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Dr. Waldemar Drechsler
Aufseher
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Registriert: Sa 15. Feb 2014, 18:18

Re: Töfte Apfelkuchen zu verkaufen

Beitrag von Dr. Waldemar Drechsler »

Höchstgeehrter Bursche Rüdiger!

Ich, der - wie Sie hoffentlich wissen - in so vielerlei Geschäfte auf der Erdscheibe verwickelt ist, muss Ihnen zu strengeren Kontrollen der eigenen Arbeiter sowie minimalen Veränderungen in der Hierarchie anraten, um den Apfelkuchenbetrieb im Sinne Ihres eigenen Wohles zu effektivieren. Aufgrund eines überaus angenehmen Telephonates in das ferne Japan möchten nun meine alten Freunde der Yamaguchi-gumi, der wohl grössten Firma der Insel, die einst mit der helvetischen Kreditanstalt SKA kooperierte und mir aus damaligen Zeiten als redlicher Geschäftspartner bekannt ist, dem Ihrigen Jungunternehmen sowie selbstverständlich der bisherigen Leitung des Internates zu Pirschsmitte unverzüglich mit Rat und Tat zu Seite stehen, Sackerdei. :kreuz1:

In Erinnerungen an seine Zeit in Osaka schwelgend,
Dr. Waldemar Drechsler
Der Kluge tut alles mit Überlegung, der Tor verbreitet nur Dummheit. (Sprüche 13,16)
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Rotzbengel Rüdiger
Student der Theologie
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Re: Töfte Apfelkuchen zu verkaufen

Beitrag von Rotzbengel Rüdiger »

Verehrte Gemeinde,

gar freudig möchte Ich Sie darauf hinweisen, daß die Apfelernte im Internetz, welche sich die Herbstäpfel zum Ende Oktober vornahm, auch in diesem Jahr ohne bemerkenswerte Zwischenfälle vonstatten ging. Zweifelsfrei ist das auf die Unterstützung des HERRn zurückzuführen, welcher in all seiner göttlichen Gnade dicke, reife Äpfel sprießen ließ.
Ein Unruhestifter fand sich lediglich im Knaben Fridolin, der es tatsächlich zu Stande brachte, ausschließlich Früchte mit dicken Würmern und schwabbeligen, braunen Teilen von den Bäumen zu schnappen. Unser Herr Lehrer konstatierte schlüssig, es müsse sich dabei um eine Strafe des HERRn handeln, Bub Fridolin ob seiner unerschütterlichen Faulheit beim Erledigen, oder auch Nicht-Erledigen der Hausaufgaben zu strafen. In weiser Weitsicht wurde der Bub der Apfelbaumwiese verwiesen, ei.

So darf Ich nun verkünden, daß zwei Wochen lang, lang, lang, ja, ja, langelang geschuftet und geknetet, gebacken und geschält, geschnitten und geformt, gemischt und in große, lange Regale geräumt wurde. Die Bilanz verweist auf dreihundertdreiundsiebzig Kuchengebäcke, welche duftend und wohlwollend wunderbar darauf warten, an redliche Christen in allen Teilen Deutschlands, Österreichs, der Schweiz und der Mauritiusinsel verkauft und versandt zu werden.
Ein duftender Apfelkuchen ist für 11,99 € zu erwerben; ein Preis, der niedriger ist, als noch vor drei Jahren; ein Entgegenkommen, um auch jenen faulen Kerlen, die ob der Koronakrise mit weniger Einkommen ausgestattet sind, die Möglichkeit eines Kaufs zu gewährleisten. Mein Herr Lehrer sprach in philanthropischer Freude: „Am Apfelkuchen, liebe Buben, sollen sich wohl Arm und Reich, wie auch Gläubig und Heidnisch gütlich tun. Denn sie sind ein Geschenk unseres Herrn, Jesus Christus; dargeboten allen Menschen.“

Eine Apfelkuchenlieferung wird Ihren Wohnort innerhalb eines Zeitraums von zwei Wochen erreichen, was in Abhängigkeit zu Straßenverkehr, Wetterverhältnissen und Entfernung zum Internat steht. Bitte gehen Sie sicher, während dieser Zeit konstant anwesend zu sein, sowie das zu entrichtende Geld in Barform zur Hand zu haben.
Die Hälfte der Einnahmen wird an den Vatikan gespendet, die andere Hälfte wird in weitere Apfelbäume und einen dynamischeren Rohrstock für den Knaben Fridolin investiert.

Schnafter Apfelkuchen:

Bild


Beim Wunsch nach einem Kuchenkauf, wenden Sie sich bitte per Privatnachricht an mich, Halleluja.

Die dicken Kassen vom Speicher holend,
Rotzbengel Rüdiger
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