Darf ein Weib am Sonntag "arbeiten"?

[Martin Berger]

Werte Herren,

Sie alle sind gute, anständige Christen und kennen deshalb freilich die nachfolgende Bibelstelle:

Sechs Tage sollt ihr arbeiten; den siebenten Tag aber sollt ihr heilig halten als einen Sabbat der Ruhe des HERRn. Wer an dem arbeitet, soll sterben.

2.Mose 35,2

Wenngleich der Satz "Sechs Tage sollt ihr arbeiten" sowohl den Mann als auch das Weib einschließt, frage ich mich, ob man hier nicht differenzierter an diese Sache herangehen muß. Kann man denn die niederen Tätigkeiten eines minderwertigen Weibes überhaupt als Arbeit bezeichnen? Wenn sich ein verlauster Köter am Kopfe kratzt oder eine Kuh einen Fladen auf die Wiese fallen läßt, kann man dies schließlich auch nicht als Arbeit bezeichnen.

Wie, werte Herren, sehen Sie das? Kann oder muß man gar der Weiber Tätigkeiten als Arbeit betrachten?

Auf eine angeregte Diskussion hoffend,
Martin Berger

[Marius Jacob]

Sehr geehrter Herr Berger, werte Herren,

Vorab vielen Dank für diesen, einmal mehr, höchst interessanten Anstoß zur Reflexion der Worte der Heiligen Schrift!

Ich möchte als erstes die Aufmerksamkeit darauf lenken, daß in dem von Ihnen gebrachten Zitat von einem "Sabbat der Ruhe" die Rede ist. Wie auch immer wir die Tätigkeiten des Weibes klassifizieren, deren ordentliche Ausführung würde eben jene Ruhe empfindlich stören. Deswegen hat auch das Weib all das, was über den sonntäglichen Kirchgang, das vom Manne geleitete Bibelstudium sowie Exerzitien und Gebet hinausgeht, zu unterlassen. Ausgenommen davon ist selbstverständlich - außerhalb der Fastenzeit - das Bereitstellen eines köstlichen Sonntagsbratens oder Sonntagsschnitzels. Das wiederum ist keinesfalls als Arbeit zu interpretieren, da es hierfür ja eine eindeutige Bezeichnung gibt, nämlich Kochen.

Zur Frage, ob das was das Weib tut als Arbeit zu bezeichnen ist, möchte ich anmerken, dass wir, dem HERRn sei Dank, die Möglichkeit besitzen, höherwertige von minderwertiger Arbeit zu unterscheiden.

Sich in der Folge der Exegese der Offenbarung des Johannes widmend
Marius Jacob

[Fritz-Wilhelm]

Werte Brettgemeinde,

ich sehe das so: Wenn ein Mensch die vermeindliche Arbeit eines Weibs übernehmen MÜSSTE, dann wäre das ein Aufwand für uns. Somit ist es also Arbeit, was das Weib tag täglich verrichtet. Folglich muss das Weib am Sonntag ruhen wie jeder normale Mensch auch.

Hochachtungsvoll

Kotz

[OokamiChan]

Ich glaube, Jesus hatte das sogar mal erklärt.
Man darf am Sonntag zumindest solchen Arbeiten wie bei der Feuerwehr, im Krankenhaus oder dergleichen nachgehen.
Ansonsten ist es jedem selbst überlassen, ob er faulenzt oder was macht, kann den anderen ja egal sein.
Und dann muss man noch abwägen, was jetzt alles Arbeit ist.
Außerdem sind Frauen keine Weiber... Sie haben das Jahrhundert verfehlt.

Dummheiten entfernt und halbwegs lesbar gestaltet durch Karl-Heinz Mörz

[ArmerSuender]

Werte Herren,
ich muss den Herren Kotz und Jacob widersprechen. Meiner Meinung nach ist die genannte Bibelstelle wie folgt zu interpretieren:
Selbstverständlich wären die Tätigkeiten des Weibes Aufwand für uns Männer. Den Sabbat der Ruhe hat der HERR erfunden, damit wir a) ihm dienen und uns b) ausruhen für die nächste anstrengende Arbeitswoche. Und in 1. Mose 3:16 steht: Die Weiber seien untertan ihren Männern als dem HERRN.
Daraus ist meiner Meinung nach zu schließen, dass das Weib am Sonntage dem Ruhebedürfnis seines Mannes zu dienen hat. Also sind Hausarbeiten, die sich nicht vor- oder nachverlegen lassen selbstverständlich auch sonntags zu erledigen. Wer soll mir sonst meinen Kaffee zum Sofa bringen? Ich selbst? LAL!

An einem praktischen Beispiel wird deutlich, dass auch wir Männer am Sonntag unseren Pflichten nachkommen müssen:
Das Kind verschüttet am Sonntag ein Getränk. Was tun Sie? Selbstverständlich wird Ihr Weib das Getränk aufwischen und Sie züchtigen das Kind für das Verschütten des Getränks und für die Störung der sonntäglichen Ruhe. Ist dies Arbeit? Nein, denn die Handlungen sind notwendig, um die sonntägliche Ruhe (wieder)herzustellen. Ebenso verhält es sich mit sämtlichen häuslichen Handlungen des Weibes.

[G-a-s-t]

Werter Herr Berger!

Das Gesetz verbietet auch die Arbeit des Weibes am Sabbat:

Ex 20,10
Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott, geweiht. An ihm darfst du keine Arbeit tun: du, dein Sohn und deine Tochter, dein Sklave und deine Sklavin, dein Vieh und der Fremde, der in deinen Stadtbereichen Wohnrecht hat.

(Das Eheweib wird hier im Gegensatz zu den anderen Weibern aus dem Umfeld des Mannes aufgrund von Markus 10,8 nicht eigens aufgeführt.)

Röm 3,19f.
Wir wissen aber: Was das Gesetz sagt, sagt es denen, die unter dem Gesetz leben, damit jeder Mund verstummt und die ganze Welt vor Gott schuldig wird. Denn durch Werke des Gesetzes wird niemand vor ihm gerecht werden; durch das Gesetz kommt es vielmehr zur Erkenntnis der Sünde.

Das beobachten wir auch hier an all denen, die sich Gedanken machen, wie dem Buchstaben dieses Gesetzes zu dienen ist: Wenn niemand am Sabbat arbeitet, haben sie nichts Warmes zu essen und können sich nicht ihren Wünschen gemäß erholen, sind also am nächsten Arbeitstag geschwächt, anstatt einen Ruhetag gehabt zu haben, also meinen sie, sich eine Ausrede einfallen lassen, warum für sie sehr wohl gearbeitet werden darf, welche dann aber zwangsläufig antibiblisch ist.
Dem Christen stellen sich derartige Probleme nicht. Er weiß, dass der Sabbat für den Menschen da ist und nicht der Mensch für den Sabbat. Er ist frei vom Dienst am Buchstaben zum Dienst in der neuen Wirklichkeit des Geistes, welcher aber in Christus zur Aufrichtung des Gesetzes immer in solche Bahnen gelenkt wird, dass kein Tüpfelchen desselben vergeht (siehe u.a. Bergpredigt und Römerbrief).

Behüt Gott
Gast

[Nepomuk Kaiser]

Werte Herren,
als Mann kann man natürlich die minderwertigen Tätigkeiten, denen ein Weib täglich nachgeht, wohl kaum als Arbeit bezeichnen. Für Weiber selbst erweisen sich besagte Dienste jedoch zumindest auf intellektuellem Niveau oft als Schwerstarbeit. Daher stellt sich für mich nicht die Frage, ob ein Weib Sonntags arbeiten darf, sondern was für Aufgaben es erledigen soll, ohne dabei zu arbeiten. Selbstredend haben alle Weiber einen unterentwickelten Denkapparat, die jeweiligen Talente (sofern sie welche besitzen) variieren jedoch von Exemplar zu Exemplar. Daher bin ich der Ansicht, dass jeder löbliche Ehemann selbst herausfinden sollte, bei welchen Funktionen sich sein Weib am leichtesten tut. Diese sollten ihm dann Sonntags aufgetragen werden.

Grübelnd,
Nepomuk Kaiser